Innerhalb der nächsten Wochen will die Stadt Rottenburg am Neckar (Kreis Tübingen) die Anlage ihrer neuen Wasserfontänen am Schänzle überarbeiten. Die Stadt will dort einen Sandfilter einbauen lassen und eine Dosieranlage, die regelmäßig Chlor ins Wasser gibt. Der Grund: Beim Neckarfest Ende Juni haben sich mehr als zwei Dutzend Kinder mutmaßlich von dem verunreinigten Wasser der Anlage mit Brechdurchfall infiziert.
Wasserfontäne in Rottenburg: Wöchentliche Reinigung geplant
Zusätzlich zu Sandfilter und Chlor soll die Anlage täglich mit Trinkwasser neu befüllt und wöchentlich gereinigt werden. Zwei Mal pro Woche will die Stadt außerdem Proben entnehmen. Mit den neuen Maßnahmen wird deutlich mehr Trinkwasser verbraucht werden als bislang geplant. Um das auszugleichen, überlegt die Stadt verkürzte Laufzeiten der Anlage. Für die Nachrüstung nimmt die Stadt 15.000 Euro in die Hand. Die Anlage inklusive Spielplatz und Begrünung hat insgesamt bereits 750.000 Euro gekostet.
Anlage war nicht auf großes Publikum ausgelegt
Bei künftigen Großveranstaltungen wie dem Rottenburger Neckarfest plant die Stadt (wie auch andere Städte), die Wasserfontänen nicht laufen zu lassen. Denn ausschließen könne man eine Verunreinigung auch in Zukunft nicht, wenn so viele Menschen und gegebenenfalls Tiere gleichzeitig dort sind. Denn die Stadt ist sicher, dass die Stuhlreste und Bakterien aus einem Magen-Darm-Trakt ins Wasser der Fontänen kamen. Die Keime kamen also nicht über das Wasser ins System, sondern von außen über die Besucherinnen und Besucher.
Laut dem Baubürgermeister der Stadt Rottenburg, Thomas Weigel (parteilos), hat die Stadt nicht mit so viel Andrang auf die Anlage gerechnet. Sie sei förmlich "überrannt worden", so Weigel. Er bereut heute, dass man den Betrieb der neuen Wasserfontänen nicht vor dem Neckarfest getestet habe.
Kein Trinkwasser in Fontänen
Das Wasser der Fontänen am Rottenburger Schänzle ist kein Trinkwasser, sondern hat Badewasserqualität, informiert das Planungsbüro freiraumconcept. Es stamme aus einem Wasserbehälter, der regelmäßig mit neuem Trinkwasser nachgespeist wird, so ein Sprecher. Durch den Rücklauf des Fontänenwassers fließt jedoch auch Sand und Schmutz in den Behälter. Die Stadt bleibt beim Kreislauf-System mit Wasserbehälter, weil sie für die Fontänen nicht zu viel Trinkwasser verbrauchen will.
Das Planungsbüro führt den Vorfall nach dem Neckarfest auf die Masse der Menschen zurück, die die Wasserfontänen nutzten. Es betreibe noch andere solcher Anlagen, bei denen eine derartige Verschmutzung noch nie passiert sei, so das Büro. Laut Landratsamt Tübingen hat das Gesundheitsamt keine Kenntnisse über weitere gesicherte Ausbrüche von Durchfallerkrankungen durch ein Fontänenfeld.
Stadt Mössingen will vorbeugen
Die Stadt Mössingen lässt sich vom Gesundheitsamt des Landratsamtes Tübingen vorsorglich beraten, um einen Vorfall wie in Rottenburg zu vermeiden.