An Ostermontag gab es in Egesheim wieder das traditionelle "Eierschupfen". Dabei traten ein Läufer und ein sogenannter "Schupfer" samt Fänger gegeneinander an. Der Läufer musste rennen, der Schupfer musste rohe Eier auflesen und zum Fänger werfen.
Wer ist schneller: Läufer oder Schupfer?
Dieses Jahr war Läufer Christian Bischoff schneller. Er gewann knapp vor der Schupferin Fabienne Villing. Doch beide schlugen sich sehr gut, erklärte Mit-Organisator Frank Dreher. Die Ausgabe 2023 sei insgesamt eine sehr schnelle gewesen, denn beide Starter seien sportlich und fit gewesen. Nach weniger als neun Minuten waren die beiden Athleten im Ziel. Meist dauere das Eierschupfen länger als zehn Minuten.
Rohe Eier werfen
Die Regeln sind einfach: Die beiden Kontrahenten starten gemeinsam ihren Lauf. Der Schupfer - oder in diesem Fall die Schupferin - muss zum Sportplatz laufen und dort insgesamt 45 Eier einzeln auflesen. Sie liegen im Abstand einer württembergischen Elle (rund 61 Zentimeter) aufgereiht auf einer Linie. Der Schupfer muss nun ein Ei nach dem anderen holen und zum Abwurfpunkt rennen. Dort wirft er das Ei zum Fänger: Bürgermeister Hans Marquart. Er fängt die rohen Eier. Sobald der Schupfer alle Eier aufgelesen und geworfen hat, darf er Richtung Ziel rennen. Insgesamt ergibt die Strecke so 1,3 Kilometer.
Währenddessen rennt der Läufer bis zu einer Wendemarke und wirft dort ein rohes Ei auf den Boden, um zu beweisen, dass er den ganzen Weg - insgesamt zwei Kilometer - auch wirklich gelaufen ist. Dann dreht er um und läuft zurück zum Ziel. Wer zuerst dort ist, gewinnt.
Radler statt Bier zur Belohnung
Der Preis für Sieger Christian Bischoff: Er darf den ersten Schluck aus einem Zweiliter-Bierkrug nehmen. Das sei schon seit über 100 Jahren Tradition, sagte der Hüter des Kruges, Edgar Sauter. Doch während früher pures Bier in dem Krug war, gebe es heutzutage Radler. Schließlich würden die jungen Leute heutzutage weniger trinken, erklärte er.
Rund 150 Zuschauer in der 650 Seelengemeinde
Rund 150 Zuschauerinnen und Zuschauer feuerten die Sportler beim Eierschupfen an. Für eine 650 Seelengemeinde sind das eine Menge. Laut Mit-Organisator Frank Dreher war die große Berichterstattung im Vorfeld einer der Gründe. Ein anderer dürfte sicherlich auch das gute Wetter gewesen sein: Strahlender Sonnenschein tröstete über die kalten Temperaturen am Ostermontag hinweg.
Rührei in Zeiten der Lebensmittelknappheit
Der Brauch wurde im Jahr 1832 das erste Mal erwähnt. Seitdem treten jährlich zwei Mitglieder des sogenannten Rekrutenjahrgangs (die im jeweiligen Jahr 20 Jahre alt werden) gegeneinander an. Mit den gesammelten und gefangenen Eiern wurde früher eine große Portion Rührei gemacht - denn Lebensmittel waren damals knapp. Der Osterbrauch bescherte den jungen Männern also eine üppige Mahlzeit.
Am Vortag: Eier sammeln in der Gemeinde
Heutzutage sieht das anders aus: Am Vortag des Eierschupfens sammeln nicht nur die Starter, sondern der gesamte Rekrutenjahrgang rohe Eier in der Gemeinde. Dafür klingeln sie an Haustüren und bekommen die Eier geschenkt. Was früher ein rares Gut war, gibt es heute im Überfluss. Die Mitglieder des 2003er Jahrgangs konnten diesmal viel mehr sammeln, als sie brauchten. Die Eier, die das Schupfen überstehen, verkaufen sie beim anschließenden Frühschoppen mit Konzert des Musikvereins - Einnahmen, die die jungen Erwachsenen dann in ihre Jahrgangskasse einzahlen. So erhält die ganze Gemeinde den besonderen Osterbrauch am Leben.