"Nach der S-Bahn die Uhr stellen", das soll laut Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) endlich möglich werden. Mehr Angebot, Zuverlässigkeit und Klimafreundlichkeit stehen im Zentrum der Zukunftsvision für die Breisgau S-Bahn.
Die hatte in der Vergangenheit nicht den besten Ruf: Ausfälle, Störungen und überfüllte Züge waren für viele Fahrgäste an der Tagesordnung. Das Vertrauen der Fahrgäste soll deshalb jetzt durch ein Sofortprogramm und langfristige Vorhaben zurückgewonnen werden.
Sofortprogramm gegen Störfaktoren im Bahnbetrieb
Die Störfaktoren, die es seit Inbetriebnahme der Breisgau S-Bahn gegeben hat, sollen jetzt nach und nach abgebaut werden. Gleichzeitig soll aber weniger Bürokratie dafür sorgen, dass sich die Fahrgäste wieder auf die Regionalbahn verlassen können. Mehr Informationen und Kommunikation zwischen Personal und Fahrgästen soll den Unmut beseitigen.
Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass nun in Gottenheim (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald), wo Anschlusszüge Fahrgästen oftmals vor der Nase wegfuhren, mindestens zwei Minuten lang auf Anschlusszüge gewartet werden muss. Hierfür gibt es eine vom Land beschäftigte Person, die die Zugabfahrten in Gottenheim überwachen und mögliche Wartezeiten einfordern soll. Außerdem sollen weniger Haltestellen aufgrund von Fahrplanverzögerungen ausgelassen werden. Sollte das doch passieren, haben die Fahrgäste ab sofort Anspruch auf eine kostenlose Beförderung mit dem Taxi.
Langfristige Vorhaben der "Zukunftskommission Breisgau S-Bahn"
Mit dem Projekt "Breisgau S-Bahn 2020" lief seit 2007 der Ausbau der Elztalbahn, Dreiseenbahn, Höllentalbahn, und vieler weiterer Strecken, die modernisiert, elektrifiziert und barrierefrei ausgebaut wurden. Mit der Agenda für 2030 sollen die Angebote weiter ausgebaut, der Fahrplantakt in der Region weiter verdichtet, die Zuverlässigkeit und Stabilität des Bahnverkehrs verbessert und so die Fahrgastzahlen im regionalen Schienenverkehr nochmals deutlich gesteigert werden.
Taktverdichtung geplant
Alle 15 Minuten soll die S-Bahn im Kernraum Freiburg kommen, das Umland soll alle 30 Minuten mit Zügen rechnen können. Zudem sind weitere Haltestellen in der Planung. Auch ins Elsass sollen die Verbindungen stetiger und schneller werden. Insgesamt ist der Wunsch nach besserer Fahrgastinformation auch deutlich: Die Bahnhaltestellen der Ost-West-Achse zwischen Neustadt und Breisach sollen mit vollwertigen digitalen Zugzielanzeigern aufgerüstet werden, um Fahrgäste in Echtzeit zu informieren.
Hoher Einsatz für eine Mobilitätswende
Bis 2030 soll die Region über ein attraktives, leistungsfähiges und nachfragegerechtes S-Bahn-System verfügen. Denn das Land hat sich zum Ziel gesetzt, langfristig doppelt so viele Fahrgäste wie jetzt zu transportieren. Dass sei für die Erreichung der Klimaziele unabdingbar, heißt es. Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) nennt die Zukunftsmission ein "gemeinsames und verbindliches Zeichen". Das Land Baden-Württemberg, die Stadt Freiburg und die Landkreise würden zusammenarbeiten, sagte er.
Neugründung der Zukunftskommission
Die Zukunftskommission steht unter Leitung des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg und besteht aus dem Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF) und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) sowie für die Höllentalbahn dem Schwarzwald-Baar-Kreises. Zusätzlich zu den mindestens jährlich stattfindenden Treffen der Kommission gibt es halb- bis vierteljährlich tagende Arbeitskreise, die Informationen und Berichte sammeln, Aktionspläne erstellen, sowie Entscheidungen und notwendige Abstimmungen für Beschlüsse der zuständigen Gremien ermöglichen.