Nach einem Messerangriff bei einer Veranstaltung im Freiburger Haus der Jugend am Samstagabend ermittelt die Polizei gegen einen 22-jährigen Mann. Er soll einem 31-Jährigen eine schwere Stichverletzung zugefügt haben. Obwohl zahlreiche Menschen den Vorfall mitbekommen haben, kamen die Ermittlungen nur schleppend in Gang.
SWR-Reporter Jan Lehmann berichtete am Mittwoch in SWR4 über den Messerangriff:
Wie die Polizei erst am Mittwoch berichtete, hatten Beamte den Tatverdächtigen bereits kurz nach dem Messerangriff zuhause angetroffen und mit aufs Revier genommen. Anschließend kam er wieder auf freien Fuß. Gründe für eine Untersuchungshaft hätten zu diesem Zeitpunkt nicht vorgelegen, so die Polizei. Auf SWR-Nachfrage teilt sie mit: "Unmittelbar nach dem Vorfall war der Tathergang noch weitgehend unklar und es lagen nur wenige gesicherte Erkenntnisse vor, weshalb kein dringender Tatverdacht begründet und folglich auch kein Haftantrag gestellt werden konnte."
Polizei vermutet persönliches Motiv hinter dem Messerangriff
Nach SWR-Informationen soll der 22-jährige Deutsche bei einem Fest mit afrikanischer Musik und Spezialitäten einen DJ auf der Bühne mit einem Messer angegriffen und ihm ins Bein gestochen haben. Anschließend soll es zu einem Gerangel gekommen sein, schließlich soll der Angreifer, verfolgt von dem 31-Jährigen, geflüchtet sein. Der Verletzte war danach laut Zeugen stark blutend zusammengebrochen. Die Polizei vermutet ein Motiv im persönlichen Bereich. Dabei sollen sich die beiden Männer den Angaben nach allenfalls flüchtig gekannt haben. Der 31-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht und dort behandelt. Die Polizei ermittelt nun mit Hochdruck und rief am Mittwoch weitere Zeugen auf, sich zu melden.
Besucherin im Haus der Jugend wundert sich über Vorgehen der Polizei
Eine Besucherin des Festes im Haus der Jugend zeigte sich irritiert, dass der Tatverdächtige noch auf freiem Fuß ist. Sie habe die Tat selbst nicht gesehen, doch ein - unter den Festbesuchern bekannter - Mann sei nach einem großen Tumult mit einem Messer in der Hand geflüchtet. Der angegriffene 31-Jährige habe ihr gegenüber geschildert, er sei nur dank seiner schnellen Abwehrreaktion nicht schlimmer verletzt worden. Er habe nun große Angst. Auch dass die Polizisten nach der Tat offenbar keinerlei Spuren gesichert hätten, habe sie verwundert, sagte die Frau. "Auf dem Boden war viel Blut." Nach Angaben der Veranstalter hatten rund 100 Menschen das afrikanische Fest besucht.
Polizei äußert sich bislang kaum zu den Ermittlungen
Die Freiburger Polizei wollte sich am Freitag zunächst nicht weiter zu dem Fall äußern, "zum Schutz der laufenden Ermittlungen", wie es hieß. Dass der Messerangriff erst am Mittwoch, also vier Tage nach dem Vorfall, öffentlich gemacht wurde, sei aber ein "ganz gewöhnlicher Vorgang". Nicht selten seien "zur Aufklärung und Bewertung des Sachverhalts noch Ermittlungen erforderlich". Auch polizeitaktische Vorgaben könnten eine verzögerte Pressemitteilung erforderlich machen, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums mit.