Gesucht: eine "Hausmeisterin (a)"

So kommen die rein weiblichen Stellenausschreibungen in Freiburg an

Stand
Autor/in
Anita Westrup
Anita Westrup ist Reporterin und Redakteurin im SWR Studio in Freiburg.

Seit einem Jahr schreibt die Stadt Freiburg Jobs nur in der weiblichen Form aus - mit dem Zusatz "a" für "alle". Das bringt Aufmerksamkeit und ist laut Stadt erfolgreich.

Wer einen Job sucht und die Stellenanzeigen durchstöbert, trifft auf die ganze Vielfalt der gendergerechten Sprache. Da gibt es Gender-Sternchen, Doppelpunkte, Unterstriche, Innen-Zusätze, Abkürzungen wie m/w/d und vieles mehr. Die Stadt Freiburg hat diesem Zeichendschungel eine Absage erteilt. Seit mehr als einem Jahr nutzt sie in Stellenausschreibungen nur noch die weibliche Berufsbezeichnung mit dem Zusatz "a" für "alle". Statt einem Hausmeister wird eine Hausmeisterin (a) gesucht. Wie kommt das an?

Bundesweite Premiere: Seit Januar 2022 nennt Freiburg allein weibliche Form

Die Liste der städtischen Stellenanzeigen im Freiburger Amtsblatt ist lang und nur weiblich. Gesucht wird unter anderem eine Erzieherin (a), eine Außendienstmitarbeiterin (a) und eine Sachbearbeiterin (a). "Ich finde das gut, Frauenpower ist immer gut", sagt eine Passantin auf dem Rathausplatz. Eine andere ergänzt: "Als Feministin finde ich das natürlich super und ich fühle mich mehr dabei angesprochen."

Seit Januar vergangenen Jahres geht die Stadt Freiburg beim Gendern neue Wege. Inspiration dafür kam übrigens aus der Schweiz. Dort haben Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder Jobs nur in der weiblichen Form ausgeschrieben. Saskia Tröndle aus dem Haupt- und Personalamt der Stadt holte die Idee gemeinsam mit anderen Kolleginnen und Kollegen nach Freiburg.

Gegenwind und Zuspruch auf Social Media

Bundesweit ist Freiburg bisher die einzige Kommune, die in Ausschreibungen ausschließlich auf den Jobtitel in der weiblichen Form setzt. "Wir haben gerade über Social Media sehr, sehr viele positive Reaktionen bekommen. Aber auch viele rüpelhafte Kommentare: Da ist die Rede von "Genderwahnsinn" oder "Schildbürgerstreich" - alles, was man sich so vorstellen kann", berichtet Saskia Tröndle. Eines der Ziele der Aktion - angesichts des angespannten Arbeitsmarktes mit eklatantem Fachkräftemangel - wäre damit schon mal erreicht: Aufmerksamkeit zu generieren.

Mehr Männer haben sich beworben

Rund 400 Jobs schreibt die Stadt Freiburg im Jahr aus. Etwa 4.000 Menschen bewerben sich darauf. Die Bewerberzahlen sinken laut Stadt - wie in vielen anderen Branchen - kontinuierlich. Eine Entwicklung, die durch die weiblichen Stellenausschreibungen jedoch ein wenig ausgebremst werden konnte. "Grundsätzlich haben wir viel mehr Bewerberinnen als Bewerber, aber im letzten Jahr hatten wir bei den männlichen Bewerbern eine kleine Zunahme", erläutert Saskia Tröndle. Auch mehr queere Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau fühlen, hätten sich um einen Job beworben.

"Die Männer scheinen nicht abgeschreckt zu sein, auch wenn einzelne so getan haben, als ob das jetzt der Weltuntergang wäre."

Freiburg nutzt weiterhin die weibliche Form in Stellenanzeigen.
Freiburg nutzt weiterhin die weibliche Form in Stellenanzeigen.

Frauenanteil in Behörden bei mehr als 60 Prozent

Bis auf Weiteres will die Stadt Freiburg an der weiblichen Stellenausschreibung festhalten - obwohl in den städtischen Behörden und Ämtern weniger Männer als Frauen arbeiten. Der Frauenanteil liegt bei weit über 60 Prozent. Sollten die Stellen also wieder in der männlichen Form ausgeschrieben werden? Vorerst offenbar nicht.

Die weiblichen Jobtitel sollen vielmehr ein Hingucker bleiben. "Sie sollen einen Piekser setzen", sagt Saskia Tröndle. Sie ist davon überzeugt, dass das Thema schon viele Diskussionen am heimischen Esstisch ausgelöst hat. "Und solange der Gesetzgeber keine anderen Vorschriften gibt, werden wir uns da weiter spielerisch bewegen. Man muss nicht alles bierernst nehmen. Wir haben es jetzt so ausprobiert und vielleicht lassen wir uns auch noch etwas anderes einfallen", sagt Tröndle.

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