Alternative Wege zur Kirche

Drop-in-Taufe: Spontan taufen lassen im Breisgau-Hochschwarzwald

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Samantha Happ
SWR Redakteurin und Reporterin Samantha Happ
Autor/in
Maya Rollberg
Maya Rollberg

Spontan statt lange geplant: Die "Drop-In Taufe" soll Menschen niedrigschwellig ermöglichen, sich taufen zu lassen. So lief die spontane Taufe in der March ab.

Sich taufen zu lassen, ist normalerweise nicht unbedingt etwas, was einem spontan beim Samstagseinkauf oder beim Spaziergang passieren kann. Stattdessen heißt es oft: aufwendige Familienfeiern, mehrwöchige Planung und Bürokratie. Da könnte man es sich mit der Taufe zweimal überlegen. Das will Pfarrerin Marika Trautmann von der Evangelischen Kirchengemeinde March (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) ändern. Sie geht davon aus, dass eigentlich mehr Menschen sich selbst oder ihre Kinder taufen lassen wollen. Die bürokratischen Hürden erschienen aber oftmals zu groß oder es kommt sonst etwas dazwischen - zum Beispiel Corona, was viele geplante Taufen hat platzen lassen.

Taufen oft mit viel Aufwand verbunden

An diesem Samstag können sich Menschen deshalb ganz ohne Aufwand taufen lassen. Alles, was man braucht ist ein Personalausweis oder die Geburtsurkunde des Kindes. Werdende Paten und Patinnen brauchen zusätzlich eine Bescheinigung ihrer Kirchenmitgliedschaft. Dann führt die Pfarrerin Trautmann ein kurzes Gespräch darüber, was man sich bei der Tauffeier wünscht und schon kann es los gehen: "Es ist ganz einfach: nur vorbeikommen, ohne irgendwie erstmal mit einem fremden Amt reden zu müssen."

Menschen stehen vor einer Kirche
In der Evangelischen Kirchengemeinde March können sich Menschen an diesem Tag spontan für eine Taufe entscheiden.

Taufe ganz nach individuellen Wünschen

Für die Taufe in der March gibt es verschiedene Wahlmöglichkeiten: ob an einem Bachlauf, im Garten oder traditionell in der Kirche - der Segen kann hier fast überall gesprochen werden. Auch welcher Taufspruch die Feierlichkeit begleiten soll und welche Musik dazu gespielt wird - alles à la Carte bei der Spontan-Taufe in der March. Wochenlange Planung? Nicht nötig. Auch ein großes Familienfest muss nicht sein. Stattdessen: eine ruhige Atmosphäre und eine anschließende Feier mit Sekt und Hefezopf, die die Kirche für die Täuflinge organisiert.

"Wir wissen, dass nicht mehr alle unseren Glaubensvorstellungen folgen können oder wollen und daher ist Respekt und Toleranz wichtig: zwischen Menschen, die glauben, Menschen die nicht glauben und Menschen die anders glauben.

Fest im kleinen Kreis

Das war auch für Dagmar Fehrenbach reizvoll. Sie wollte keine große Feier, sondern ein Fest im kleinen Kreis. Auch ein besonderer Anreiz: die Möglichkeit, ihren Sohn im Bach taufen zu lassen. Der fünfjährige Fabian Fehrenbach fand die Taufe trotz anfänglicher Skepsis auch "gar nicht komisch", sondern "toll". Begleitet wurde er dabei von seinen Eltern, seiner Patin und seiner Cousine, die die Taufe schon hinter sich hatte.

Junge wird im Bach getauft
Der fünfjährige Fabian hat sich für die Taufe im Bach entschieden.

Idee kommt aus Skandinavien

Die Idee zur etwas anderen Taufe kam aus Skandinavien. Inzwischen haben auch Gemeinden in Hanau und Berlin sie umgesetzt. Ist die Spontan-Taufe damit sowas wie eine Las-Vegas-Hochzeit? Für Dekan Dirk Schmid-Hornisch ist die Spontan-Taufe keine “Taufe-light”, sondern eher der Beginn eines Weges, der mit der Konfirmation weitergeht, wo die Taufentscheidung nochmal erneuert wird. Vor der Taufe finden wie sonst auch die Taufgespräche statt, wo es um den Weg und die Motivation zum Glauben geht.

"Wir bewegen uns als Kirche, gehen auf die Menschen zu: Wir versuchen dem Trend entgegenzuwirken, dass Religion etwas ist, das in unserem Leben eine immer geringere Rolle spielt.

Gegentrend zu Kirchenaustritten?

An diesem Tag lassen sich hier sechs Menschen spontan taufen. Ein Trend gegen die sinkenden Mitgliederzahlen der evangelischen Kirche? Nicht wirklich. Die Zahl der Getauften in Baden-Württemberg ist laut Evangelischer Landeskirche mit 15.144 im Jahr 2023 niedriger als 2022, wo noch 17.856 Menschen getauft wurden. Immer mehr Eltern wollen ihre Kinder inzwischen selbst entscheiden lassen, ob sie getauft werden möchten oder nicht, sagt Pfarrerin Trautmann. Die Spontan-Taufe ist ein Versuch, den aktuellen Entwicklungen entgegenzuwirken und die Kirche dabei nahbarer und leichter zugänglich zu machen, so Trautmann.

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