Vor drei Monaten ist die Eselsmühle in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen), ein beliebtes Ausflugsziel in der Region Stuttgart, durch einen Brand erheblich beschädigt worden. Das Feuer brach in einer Wohnung des Gebäudes aus, in dem auch der Hofladen und das Hofcafé der Eselsmühle untergebracht waren. Da das Gebäude aus viel Holz bestand, brannte es im Juli fast vollständig aus. Brandursache war mutmaßlich ein Kurzschluss in einem Sicherungskasten.
Wenn Natalie Barthels und ihr Mann Meinrad Bauer, die Betreiber der Eselsmühle, jetzt von den vergangenen Monaten nach dem Brand erzählen, dann berichten sie von Stress, von permanentem Umorganisieren, von Zwischenlösungen. Alles, um den Betrieb mit seinen rund 80 festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möglichst gut am Laufen zu halten. Und sie berichten von viel Schönem.
Flexibilität und Innovation für den Verkauf
So bauten Barthels und Bauer eine Jurte als "Café im Garten" auf, der Verkaufsladen wurde provisorisch in einem anderen Raum untergebracht, der Garten intensiv genutzt, und demnächst muss jetzt auch das Büro weichen. Denn ihre Brote und Brötchen verkauften sie nach dem Brand aus einem Bäcker-Verkaufswagen auf dem Hof. Aber dort wird es jetzt langsam zu kalt für Mitarbeiter und Kunden.
Nun ziehen die Büro-Mitarbeiter für ein paar Monate in den oberen Stock des Mühlenbesens, bis es dann irgendwann wahrscheinlich wieder zurück geht. Das kommentieren die Mitarbeiterinnen im Büro nur lachend, es sei eh alles jeden Tag anders. Und so was schweiße ein Team ja auch zusammen.
Bäcker-Wagen zur Verfügung gestellt: Hilfe von unbekanntem Kollegen
Direkt nach dem Brand hatte sich Willy Holzwarth, Bäcker-Kollege aus Erdmannhausen, gemeldet. Holzwarth hatte noch einen Bäckerwagen auf dem Hof stehen, den er gerade nicht brauchte und stellte ihn der Eselsmühle spontan zur Verfügung. So konnten sie direkt weitermachen und ihre Brote und Brötchen über den Wagen verkaufen. Dabei kannten sich die Eselsmühlen-Bäcker und der Kollege aus Erdmannhausen vorher gar nicht. Er sei 40 Jahre bei der Feuerwehr in Erdmannhausen gewesen und wisse halt, was für Folgen so ein Brand hat. "Und wenn man dann helfen kann, dann macht man das", sagt Holzwarth.
"Hier ist doch Hilfe nötig?" - Fremde Menschen aus Böblingen kommen
Direkt nach dem Brand versuchte die Betreiberfamilie, mit Hilfe von Freunden erst mal die Unmengen an Schutt wegzuschaffen. Und dann standen da zwei Männer in Arbeitshosen und schaufelten und schaufelten Schutt in Container, erzählt Natalie Barthels. Irgendwann fragte sie dann erstaunt, von welcher Firma sie denn seien, schließlich habe sie bislang gar keine Firma bestellt. Da stellte sich heraus, dass es zwei unbekannte Männer aus Böblingen waren. "Die hätten einfach gedacht, hier sei Hilfe nötig", sagt Barthels. Zwei Tage arbeiteten die Böblinger mit. Einfach so.
Und auch Kinder zeigten sofort Anteilnahme. Ein ganzer Kindergarten kam vorbei. Die Kinder brachten Blumen und sangen Mühlenlieder. Zur Aufmunterung. Direkt nach dem Brand verkauften drei Geschwister bei sich zu Hause auf der Straße Kekse und Tee, mit dem Motto "Alles für die Eselsmühle", um dann den Erlös zu spenden. "Das ist natürlich wahnsinnig rührend, und man begreift dann erst, was die Eselsmühle auch für die Kinder bedeutet", sagt Natalie Barthels.
Die Behörden seien schnell gewesen
Froh sind die Betreiber auch, dass bislang die Zusammenarbeit mit den Versicherungen und auch mit den Behörden gut klappe. "Wir hatten das Glück, dass die Behörden schnell waren. Das Denkmalamt ist in der gleichen Woche noch gekommen und hat das Gebäude freigegeben", sagt Meinhard Bauer.
Der Grund: Das abgebrannte Gebäude stammt aus den 1950er-Jahren. Das Ensemble steht zwar als Ganzes unter Denkmalschutz, aber dieses Gebäude eben nicht. Daher ist nun der Weg frei für Neues. Ein neues Haus soll entstehen, eines, das dann aber wieder zum Ensemble passe, sagt Bauer. Wenn alles perfekt läuft, dann sollen schon zu Beginn des kommenden Jahres die Bagger anrollen. Vielleicht, so hoffen die Betreiber, schaffen sie den Neubau sogar vor Beginn der nächsten "Hochzeits-Saison". Da wollten Bauer und Barthels nämlich lieber keine Bagger auf dem Gelände haben.
Mehr als 600 Jahre Müller-Tradition im Siebenmühlental
Die Eselsmühle ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Region Stuttgart für Wanderer und Radfahrer im Siebenmühlental. Seit mehr als 600 Jahren ist sie in Betrieb. Neben der eigentlichen Mühle beherbergt der Hof im ausgebauten Stall mietbare Veranstaltungsräume, einen Hofladen und eine Gastronomie. Die eigene Bäckerei mit Holzofen gibt es seit Ende der Vierziger Jahre. Neben vielen Eseln gehören auch Pferde und Hühner zur Eselsmühle.