Sich wie im Urlaub fühlen, dabei Energie sparen und auch noch das Klima schützen - das Projekt von Dorothee Rosenbauer aus Karlsruhe zeigt, wie das funktionieren kann. Die Physiklehrerin hat dafür eine einfache, funktionale Formel entwickelt: Zugwäscheleinen. Und genau die kommen in der Südstadt jetzt wieder mehr zum Einsatz.
SWR-Reporterin Louisa Guy über die Zugwäscheleinen:
Mit Zugwäscheleinen CO2 und bis zu 200 Euro sparen
Die Idee, Wäschetrocknen und Klimaschutz zu verknüpfen, hatte Dorothee Rosenbauer schon länger. Ihr Argument: Zugwäscheleinen haben großes Potential, um Energie- und CO2 einzusparen. Bei konsequenter Nutzung lassen sich laut ihrer Rechnung 60 bis 200 Euro pro Jahr und mehrköpfigem Haushalt einsparen. Dies entspreche bei dem aktuellen Energiemix etwa 100 bis 350 Kilogramm CO2.
Dorothee Rosenbauer reichte ihre Idee im vergangenen Jahr bei der Nachbarschaftsplattform nebenan.de unter dem Titel "Bunte Südstadt - Solarenergie direkt nutzen" ein - und gewann ein Preisgeld von 3.000 Euro.
Mit dem Preisgeld finanziert Dorothee Rosenbauer das Projekt und stellt jetzt auf ihrer Webseite Selbstbausets für Zugwäscheleinen kostenlos zur Verfügung. Auch Handwerker- und Installationskosten werden bis zu 200 Euro übernommen.
Wäsche an der Luft zu trocknen bringt Vorteile
Für Dorothee Rosenbauer gibt es beim Trocknen von Wäsche an der Luft noch viele weitere Vorteile. Sie rieche besser und frischer, schwärmt sie. Und an heißen Sommern sorge die trocknende Wäsche dazu für ein kühleres Mikroklima.
Außerdem würden Wäschetrockner beim Trocknen nur die Wohnungen zustauben. Und - falls Wäsche im Winter auf Wäscheständern in der Wohnung getrocknet würde - bestehe immer die Gefahr von Schimmelbildung.
Neben dem Klimaaspekt gebe es aber noch einen sozialen, erklärt die Karlsruherin: Dadurch, dass die Zugwäscheleinen über die Hinterhöfe von Balkon zu Balkon gespannt werden, würden die Nachbarn auch wieder mehr ins Gespräch kommen.
Südstadt Karlsruhe: Zugwäscheleinen spannen sich über die Hinterhöfe
Jill Enders ist von der Idee begeistert. Sie hat sich eine solche Zugwäscheleine besorgt und diese von ihrem Balkon zum Nachbar rüber gespannt.
Dass das Zugwäscheleinen-Projekt in der Karlsuher Südstadt so gut klappt, liege auch an der Architektur dort, erklärt Mareike Fischer vom Mieter- und Bauverein Karlsruhe eG. Die meisten Häuser, die dort vor rund 100 Jahren während der Grüderzeit gebaut wurden, haben bereits Vorrichtungen an Fenstern und Balkonen, um Zugwäscheleinen spannen zu können.
Kommt auch eine Wetter-App für Zugwäscheleinen?
Das Projekt, Wäsche an der Sonne und im Wind trocknen zu lassen, könnte noch weitere Kreise ziehen. Linda Hammann, Studentin aus Karlsruhe und Mitglied im Zugwäscheleinen-Team, hat bei einem großen Wetterportal angefagt.
Die Idee: In einer Wetter-App soll ein zusätzliches Symbol eingebaut werden. Das soll anzeigen, wann gute Tage zum Wäschetrocknen sind - unter Berücksichtigung von Windgeschwindigkeit, Lichtintensität und Luftfeuchtigkeit, erklärt Linda Hammann. Die Rückmeldung des Wetteranbieters sei sehr positiv gewesen. Ob und wann der Wäschetrocknungs-Index tatsächlich kommt, könne sie aber nicht sagen.