Henning: Der Stadtjugendausschuss – zu dem gehört das Fanprojekt Karlsruhe – sagt: das untergräbt im Prinzip die Arbeit der Sozialpädagogen. Denn die Arbeit des Fanprojekts ist Sozialarbeit, ist Jugendarbeit, und die beruht nun mal in allererster Linie auf Vertrauen. Das ist die wichtigste Währung. Wenn die Mitarbeiter jetzt aber als Zeugen aussagen müssen, ist das Vertrauen der Fans dahin. Die Geschäftsführerin des Stadtjugendausschusses Elisabeth Peitzmeier.
((Ton Peitzmeier))
… und Sozialpädagogen haben kein Zeugnisverweigerungsrecht, insofern müssen sie aussagen, wenn sie vorgeladen werden.
Mod: Was sagt die Staatsanwaltschaft dazu, warum hat man die Mitarbeiter des Fanprojekts vorgeladen?
Henning: Die Staatsanwaltschaft sagt, dass die Mitarbeiter nach den bisherigen Ermittlungen wegen ihrer Beobachtungen und ihres Wissens als Zeugen in Betracht kommen. Das ist einigermaßen nebulös, klar - mehr will die Staatsanwaltschaft aber nicht sagen, weil es die Ermittlungen gefährden könne.
Mod: Natürlich kann man die Frage stellen, ob die Vorladung verhältnismäßig ist, wenn man bedenkt, welche Konsequenzen das für die Arbeit des Fanprojekts hat.
Henning: Das stimmt natürlich, die Staatsanwaltschaft schreibt aber in ihrer Stellungnahme, dass sie nun mal gesetzlich verpflichtet ist, Straftaten aufzuklären. Diese Pflicht finde ihre Grenzen unter anderem im Zeugnisverweigerungsrecht, und das stehe den Mitarbeitern des Fanprojekts eben nicht zu. Und man muss halt schon sagen: diese Entgleisung letztes Jahr beim Spiel KSC – St. Pauli ist ja nicht die erste, und natürlich möchte die Staatsanwaltschaft mit dem Fanprojekt sprechen, weil deren Mitarbeiter halt ganz nah an der Szene dran sind. Das ist nachvollziehbar.
Mod: Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat die Mitarbeiter des Fanprojekts als Zeugen vorgeladen, Hintergrund sind die Ermittlungen rund um das Zweitliga-Spiel des KSC gegen St. Pauli im November vergangenen Jahres, bei dem durch Pyrotechnik 11 Menschen verletzt wurden…