Gefahr nimmt durch Ukraine-Krieg wieder zu

Karlsruhe: Zöllner aus der ganzen Welt üben Kampf gegen Atom-Schmuggel

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Hannah Radgen
Hannah Radgen

Uran, Plutonium und andere radioaktive Stoffe sind gefährlich. Wie sie etwa an Grenzen aufgespürt werden können, das lernen Zöllnerinnen und Zöllner aus aller Welt in Karlsruhe.

Wie der Schmuggel mit radioaktiven gefährlichen Stoffen bekämpft werden kann wird Zöllnerinnen und Zöllnern aus zahlreichen Ländern in Karlsruhe beigebracht. Zwar ist Atomkraft für die Stromproduktion in Deutschland Geschichte - aber die Arbeit mit radioaktiven Stoffen ist immer noch wichtig. Auf dem Gelände des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) betreibt die Europäische Union das Joint Research Center (JRC). Seit den 1960er Jahren wird hier zur nuklearen Sicherheit geforscht. Teil davon sind Workshops zum Aufspüren illegal transportierter radioaktiver Stoffe.

SWR-Reporter Felix Wnuck war beim Workshop dabei:

Solche Workshops bieten verschiedene Institute auf der ganzen Welt an. Die Besonderheit in Karlsruhe: Hier wird auch mit gefährlichen Stoffen wie Uran 235 (der Stoff, der in Atombomben eingesetzt wird) und Plutonium geübt - das gebe es nur hier, heißt es aus dem JRC. Deswegen zieht es regelmäßig Zollbehörden, Betreiber von Containerhäfen aus verschiedenen Ländern und sogar die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) nach Karlsruhe.

Workshop in Karlsruhe simuliert echte Grenzkontrolle

"Das Gerät hat hier Uran festgestellt, und zwar Uran 235. Daraus werden Atombomben hergestellt", bemerkt Willem Goossen, Zollbeamter am Hafen Rotterdam in den Niederlanden. Besonders sei aber auch die Möglichkeit, Kollegen aus aller Welt kennenzulernen und sich auszutauschen.

In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC, wie geschmuggelte radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Willem Goossen arbeitet schon seit über 20 Jahren am Rotterdamer Hafen.

Ich lerne hier Kollegen aus ganz Europa kennen. Wenn ich mal eine Frage habe, kann ich hingehen und fragen: Hey wie hast du das gemacht?

Von anderen lernen, aber auch an einem möglichst realen Beispiel, darum geht es im Workshop am JRC in Karlsruhe. Eine Strahlenkontrolle wird nachgestellt, so, wie sie an einer Grenze oder an einem Seehafen für die Teilnehmenden Alltag ist. Spezielle Sensoren schlagen Alarm, wenn sie radioaktive Strahlung messen. Ist die Strahlenkurve auffällig, wird noch einmal per Hand nachgemessen. Dann werden alle erhobenen Daten analysiert. Dafür braucht es ein geschultes Auge.

In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Die nachgestellte Strahlenkontrolle: Ein Laster fährt duch eine Art Schleuse - wie an einer Grenze. Bild in Detailansicht öffnen
In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Spezielle Sensoren schlagen Alarm, wenn sie radioaktive Strahlung messen und zeichnen ein Profil auf. Bild in Detailansicht öffnen
In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Wo im Laster ist ein hoher Ausschlag im aufgezeichneten Profil zu erkennen? Bild in Detailansicht öffnen
In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Im Workshop wird auch viel diskutiert: Wann ist ein Profil verdächtig? Braucht es weitere Experten oder kann das kontrollierte Fahrzeug weiterfahren? Bild in Detailansicht öffnen
In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Die Workshop-Teilnehmenden lernen mit- und voneinander, welches Profil was bedeutet. Bild in Detailansicht öffnen
In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Ein Container wird auf radioaktive Ladung überprüft - wie gemessen werden soll, muss geübt werden. Bild in Detailansicht öffnen
In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Der Umgang mit verschiedenen Geräten wird geschult. Bild in Detailansicht öffnen
In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Besonders wichtig ist der Austausch untereinander. Bild in Detailansicht öffnen

Üben am KIT: Vorbereitet sein für den Ernstfall

Teilnehmende und das JRC Karlsruhe beruhigen: In 99,9 Prozent der Fälle könne man Entwarnung geben. Nicht immer sei das, was Zollbeamte messen und als radioaktiven Stoff ausmachen, gleich gefährlich. Denn selbst normaler Kunstdünger und Geschirr können Strahlung abgeben - völlig harmlos.

In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC, wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Teilnehmende müssen erkennen: Welche der aufgezeichneten Profile sind verdächtig, welche nicht?

Es ist ein ständiges Updaten und auf der Hut sein. Es geht darum, die Aufmerksamkeit zu schulen. Dass man nicht nachlässt, in der Wachsamkeit und bei der Analyse der Daten.

Aber es bleibt ein kleiner Rest, bei dem genauer hingeschaut werden müsse. Insgesamt passiere es selten, dass gefährliche radioaktive Stoffe geschmuggelt werden. Aber genau das mache es so schwer, erklärt Ulla Engelmann, Direktorin des JRC Karlsruhe.

In Karlsruhe lernen Teilnehmende bei einem Workshop am JRC wie illegal transportiere radioaktive Stoffe identifiziert werden können.
Für den Workshop sind Teilnehmende aus aller Welt nach Karlsruhe gekommen.

"Nukleare Sicherheit ist ein internationales Thema"

Außerdem steige durch den Krieg in der Ukraine die Gefahr von geschmuggelten radioaktiven Stoffen. Diese Meinung vertraten mehrere Teilnehmende sowie die Direktorin des JRC. Darunter falle schon radioaktiv-verseuchter Schrott aus einem Atomkraftwerk. Er ist teuer und schwierig zu entsorgen. Deswegen gebe es immer wieder Versuche, diesen unangenehmen Schrott einfach unter "normalem" Altmetall zu verstecken.

Heutzutage, mit einen Kriegsschauplatz in der Nähe von nuklearen Anlagen, ist das viel wichtiger, als noch vor ein paar Jahren.

Lehrgang in Karlsruhe: Atomare Sicherheit geht nur gemeinsam

Umso wichtiger sei die internationale Vernetzung, gerade wenn es um atomare Sicherheit geht. Hier gehe es nur gemeinsam, meint JRC-Direktorin Engelmann. "Nur wenn man sich austauscht, kann man, und das ist ja unser Ziel, die Welt sicherer machen."

Man helfe dabei, dass alle vorbereitet sind und dann entsprechend handeln können, wenn etwas sein sollte. Voneinander lernen, sich austauschen und zusammen weiterbilden. Für nukleare Sicherheit in der ganzen Welt.

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