Im Prozess um drei Millionen Euro Schadensersatz gegen ihren früheren Anlageberater hat die Stadt Mengen im Kreis Sigmaringen nun einen Sieg davon getragen. Man habe das Urteil ungeduldig erwartet und sei nun umso glücklicher über den Ausgang, so Mengens Bürgermeister Stefan Bubeck. Laut Mitteilung der Stadt verurteilte das Landgericht München den Anlageberater dazu, der Stadt drei Millionen Euro nebst Zinsen zu erstatten.
Hintergrund ist die Insolvenz der Greensill Bank. Um Negativzinsen bei anderen Geldinstituten zu vermeiden, hatte die Stadt Mengen im November 2020 drei Millionen Euro bei der Privatbank als Festgeld angelegt, laut Bürgermeister Stefan Bubeck auf Anraten des Anlageberaters der Stadt. Wenige Monate später - im März 2021 - meldete die Greensill Bank dann Insolvenz an.
Außergerichtliche Einigung war gescheitert
Dem Anlageberater wurde zuvor von der Stadt Mengen vorgeworfen, sie nicht ausreichend über die drohende Insolvenz der Bank informiert zu haben. Im Gegenteil, der Berater habe der Stadt sogar falsche Zahlen über die finanzielle Situation der Bank vorgelegt, so Bubeck. Eine außergerichtliche Einigung zwischen der Stadt Mengen und ihrem ehemaligen Anlageberater war im Herbst 2022 gescheitert. Das Insolvenzverfahren der Bank selbst, an dessen Ende die Stadt gegebenenfalls einen Teil ihrer Einlagen zurückbekommen könnte, wird wohl noch einige Jahre andauern.
Der SWR berichtete bereits Anfang des Jahres 2023 über den Fall:
Bundesweit verloren Kommunen Millionen durch Greensill-Insolvenz
Betroffen von der Greensill-Pleite sind neben Kleinanlegern auch etwa 50 Städte, Gemeinden und Institutionen in Deutschland, die ihr Geld wegen attraktiver Zinsen bei der Bank anlegten. Die Anlagesummen der Kommunen lagen zwischen 100.000 und mehreren Millionen Euro. Diese Anlagen erfolgten in vielen Fällen auf eigenes Risiko, weil die Einlagensicherung für Kommunen im Oktober 2017 aufgehoben wurde.