Nach massiver Kritik lässt die Deutsche Bahn die weißen Ankunftspläne an Bahnhöfen nun doch hängen. "Die Deutsche Bahn (DB) nimmt die Kritik von Öffentlichkeit und Verbänden ernst und ihre Entscheidung zurück", teilte der bundeseigene Konzern am Freitag mit. Das Vorhaben war am Mittwoch bekannt geworden. Kritik hatte unter anderem der Landesseniorenrat und der Fahrgastverband PRO BAHN Baden-Württemberg gegenüber dem SWR geübt.
Nun sei geplant, dass die Nutzung der gedruckten Ankunftspläne am Bahnhof in der nächsten Fahrplanphase umfassend evaluieren werden würden, teilte die Bahn mit. Auf dieser Basis soll dann mit den Verbänden über die nächsten Schritte beraten werden.
Verbände aus Baden-Württemberg kritisieren Deutsche Bahn
Auf SWR-Nachfrage erklärte das Unternehmen, deutschlandweit gebe es nur 570 von insgesamt 5.400 Bahnhöfen mit solchen Ankunftsplänen - in Baden-Württemberg etwa in Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe, Heilbronn, Pforzheim, Tübingen, Ulm und Heidelberg.
Kritik an dem Vorhaben äußerte der Landesseniorenrat. Die Bahn lege wieder eines ihrer Probleme zulasten der Kundschaft - nämlich, dass die Ankunftspünktlichkeit nachlässt, sagte Eckart Hammer, Vorsitzender des Landesseniorenrats in Baden-Württemberg gegenüber dem SWR. Etwa die Hälfte der über 70-Jährigen könne nicht mit QR-Codes oder der Bahn-App umgehen. Zudem gebe es vor allem auf kleineren Bahnhöfen auf dem Land oft keine großen Ankunftstafeln.
Auch der Fahrgastverband PRO BAHN in Baden-Württemberg übte Kritik. Der Verband trete für einen möglichst barrierearmen Zugang zum öffentlichen Verkehr ein, "und dazu gehören auch Informationen, die ohne weitere Hilfsmittel lesbar sind", teilte der Landesverband auf seiner Webseite mit.
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Deutsche Bahn: Pläne nicht verlässlich
Die Bahn hatte ursprünglich argumentiert, die Pläne würden kaum genutzt und seien nicht verlässlich – wegen vieler Baustellen und damit verbundenen Verzögerungen, Gleiswechseln und geänderten Ankunftszeiten. Zudem wolle die Bahn sowohl Platz in den Vitrinen schaffen als auch Papier sparen, so ein Bahnsprecher gegenüber dem SWR.