Statistisches Landesamt liefert neue Zahlen - Politik will gegensteuern

Jeder sechste junge Erwachsene in BW hat keine Ausbildung

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Matthias Breitinger

Fast 380.000 junge Erwachsene im Land haben keine Ausbildung beendet. Das Wirtschaftsministerium will die Ausbildungsvermittlung stärker fördern.

Mehr als jeder sechste junge Erwachsene in Baden-Württemberg hat keine abgeschlossene berufliche oder akademische Ausbildung. Damit waren laut Statistischem Landesamt im vergangenen Jahr 379.000 Menschen zwischen 20 und 35 Jahren ungelernt. Bei insgesamt 2,1 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe entspricht dies einem Anteil von 17,7 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 19,2 Prozent.

Die meisten der Ungelernten im Land sind trotzdem berufstätig - die Männer allerdings deutlich häufiger als die Frauen. Besonders deutlich ist der Unterschied laut Statistischem Landesamt unter den Zugewanderten. Während bei den ungelernten Frauen, die in Deutschland geboren sind, mehr als zwei Drittel einem Job nachgehen, arbeitet bei den ungelernten Asylbewerberinnen nur rund jede zehnte.

Wirtschaftsministerin: Vorteile der Ausbildung bekannter machen

Arbeits- und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sieht in den ungelernten knapp 380.000 Menschen im Land ein großes Potenzial, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Dafür müsse man die Vorteile einer Ausbildung bekannter machen, sagte Hoffmeister-Kraut bei einem Treffen des Ausbildungsbündnisses Baden-Württemberg in Stuttgart. Das Land will dafür im nächsten Jahr rund 400.000 Euro zusätzlich in die Ausbildungsvermittlung investieren.

Ungelernte in Beschäftigung trügen ein höheres Risiko, arbeitslos zu werden, erläuterte das Wirtschaftsministerium. Gerade für Zugewanderte erscheine der Direkteinstieg auf kurze Sicht oft attraktiver als eine Ausbildung. Es müsse daher deutlicher und bekannter werden, dass sich eine Ausbildung spürbar positiv, wenn auch erst mittel- und langfristig, auf das Gehalt auswirke.

Land stockt Fördermittel für Ausbildungsvermittlung auf

Zum Ausbildungsbündnis Baden-Württemberg zählen verschiedene Vertreter etwa aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften. Die Partner des Bündnisses hielten in einer gemeinsamen Erklärung Ziele und Maßnahmen fest, um im Sinne der Unternehmen und zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses im Land möglichst viele junge Erwachsene zu einer Berufsausbildung zu bewegen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht auch die Notwendigkeit, finanzielle Anreize zu schaffen. So könnten mehr Wohnheimplätze für Auszubildende entstehen. Oder Ausbildungsstellen könnten ihren Azubis beispielsweise eine Wohnung zur Verfügung stellen.

Wie das Wirtschaftsministerium weiter mitteilte, waren zum 30. September dieses Jahres bei der Bundesagentur für Arbeit in Baden-Württemberg 12.900 gemeldete Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben, so viele wie nie zuvor. "Jeder fehlende Ausbildungsabschluss ist eine verpasste Chance - für die jungen Menschen und angesichts des Fachkräftemangels auch für unsere Betriebe", sagte Ministerin Hoffmeister-Kraut.

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