Ein Jahr lang dauert die Reise auf dem deutschen Forschungseisbrecher Polarstern. In dieser Zeit werden rund 600 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 17 Ländern an Bord gehen. Geleitet wird die Expedition mit dem Namen Mosaic vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.
Zum Einfrieren lassen bleibt nicht viel Zeit
Wenn die Polarstern den Hafen von Tromsö im Norden Norwegens verlassen hat, dann muss Kapitän Stefan Schwarze ganz schön auf die Tube drücken. Denn Mitte Oktober beginnt die Polarnacht. Dann ist es in der Nordpolregion stockduster. Die Arktisforscher wollen aber vor der Dunkelheit im Eis ankommen:
Polarstern soll mit der Eisdrift ziehen
Normalerweise ist die Nordpolgegend im Winter gar nicht zugänglich. Das Eis ist zu dick, als dass dort Schiffe fahren könnten. Deshalb soll die Polarstern einfach festfrieren und sich von den Eismassen mitziehen lassen. Dass es diese sogenannte Eisdrift gibt, hatte Fridtjof Nansen vor rund 125 Jahren mit der Fram bewiesen. Jetzt setzen Wissenschaftler wie der Meereis-Physiker Lars Kaleschke auf Experimente, die in der winterlichen Arktis bislang unmöglich waren:
Arktis -Forschung soll Klimamodelle sichern
Wegen der fehlenden Daten stehen die Klimamodelle für die Arktis bislang auch noch auf ziemlich wackeligen Beinen. Das führt zu erstaunlichen Unterschieden bei den Ergebnissen: Manche Modelle prognostizieren z.B. einen Temperaturanstieg von 5 Grad bis Ende des Jahrhunderts, andere Modelle sagen eine Erwärmung um 15 Grad Celsius voraus.
Die Arktis ist der Hotspot des Klimawandels
Nimmt der Temperaturgegensatz zwischen der Arktis und dem Äquator ab, kommt es zu gravierenden Veränderungen in den globalen Wind- und Wettersystemen – mit Schneestürmen in Florida und Gluthitze in Mitteleuropa. Auch das rasante Abschmelzen des Meereises spielt dabei eine wichtige Rolle. Das Hauptziel der großen Arktis-Expedition ist herauszufinden, warum sich das arktische Meereis, sich so schnell zurückzieht. Deutlich schneller, als es Klimamodelle vorhergesagt haben.
Die Arktis ist eine der Hauptsteuergrößen für das Klima. Der Umweltwissenschaftler Andreas Preußer von der Uni Trier ist an Bord der Polarstern, um die arktischen Winde und Turbulenzen zu messen. Wind ist schließlich eine bedeutende Komponente im Bündel der Klimafaktoren.
Dreiviertel des Arktis-Eises schmilzt im Sommer
Schließlich sind Dreiviertel des Eises im Sommer schon weggeschmolzen. Da sind nur noch 25 Prozent übrig. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Arktis im Sommer in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts komplett eisfrei werden könnte.
Die Reise der Polarstern soll künftige Vorhersagen genauer und zuverlässiger machen.
Forschungs-City auf dem Eis
Die Wissenschaftler wollen rund um ihr Schiff eine kleine Stadt aufbauen.
Für die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen werden eigene Viertel eingerichtet.
Schutz vor Eisbären
Die Forscher haben ein ausgefeiltes „Eisbär-Sicherheitskonzept“ entwickelt: So scannen Wärmebildkameras pausenlos die Umgebung der Polarstern ab. Im Ernstfall wird das Forschungsschiff zur Fluchtburg. So sollen Begegnungen mit Eisbären von vornherein vermieden werden.
Eisdrift übernimmt das Kommando
Kapitän Stefan Schwarze wird nach dem Festfrieren das Kommando über sein Schiff abgeben – an das Eis. Während der Drift hat er keinen Einfluss mehr auf den Kurs. Das Schiff treibt dann im Transpolardrift etwa 7 Kilometer weit pro Tag. Im Laufe eines Jahres macht es dann schon mehrere tausend Kilometer Strecke.
Im Drift die richtige Strömung erwischen
Geplant ist, dass die Polarstern Ende September nächsten Jahres nach Tromsö zurückkehrt. Das klappt aber nur, wenn jetzt der richtige Startpunkt für die Drift gefunden wird. Denn sonst könnte das Schiff auf Jahre im Eis stecken bleiben. Es gilt den berüchtigten Beaufort-Wirbel zu vermeiden.
Selbst ein Eisbrecher wie die Polarstern würde dort nur schwierig wieder herauskommen. Deshalb muss sie östlich daran vorbei driften - dorthin, wo dass Eis im Sommer dünn genug ist, dass die Polarstern wieder herauskommt.