Platz 10 (21 Punkte)

Robert Stripling: Unter Stunden - Album I

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Wie genau und auch humorvoll der in Berlin geborene Dichter Robert Stripling mit Sprache umgeht, hat er bereits in seinem Buch „Verpasste Hauptwerke“ unter Beweis gestellt. Darin sammelte und deutete er als fiktiver Herausgeber erfundene Zitate aus ebenfalls erfundenen Werken. Striplings Prosaprojekt „Unter Stunden. Album 1“ ist nun ein Werk von höchster sprachlicher Konzentration, an dem er mehr als zehn Jahre gearbeitet hat. Es trägt keine Gattungsbezeichnung und wirkt wie ein Bewusstseinsstrom. Es ist voll von Welt und Assoziationen und trotzdem kaum beschreibbar, so dicht sind Sätze und Motive gebaut, aneinander geschlossen, ineinander verwoben.

Es ist ein Ich, das spricht oder zumindest versucht, „Ich“ zu sagen, um dann wieder in den Traum zu springen; in einen Traum vom Vater beispielsweise, in dessen Elternhaus wiederum das Horst-Wessel-Lied gesungen wurde. Wald- und Gewalterfahrungen spielen eine Rolle, und immer wieder die Erinnerung als sprunghafte Struktur. Doch was daran ist erfunden, und was ist tatsächlich geschehen?

Eingestreut in den Prosatext: ein Zitat des französischen Dichters Edmond Jabès, der die Collage von Fragmenten auf die Spitze getrieben hat: „Das Werk ist niemals vollendet. Es belässt uns in dem Unvollendeten, worin wir sterben. Dieser weiße Anteil ist es, den wir nicht zu belehnen, sondern anzunehmen haben. Wo wir heimisch werden müssen.“ Robert Stripling hat seine Heimat gefunden.

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Autor/in
SWR