Flut-Untersuchungsausschuss: Tafel in der Einsatzzentrale im Kreis Ahrweiler

U-Ausschuss: Aufarbeitung der Flutkatastrophe

Flut-U-Ausschuss: "Einsatzleitung in Ahrweiler war überfordert"

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch

Mitglieder der Technischen Einsatzleitung (TEL) haben den damaligen Landrat Jürgen Pföhler im Flut-Untersuchungsausschuss belastet. Bei ihrer Befragung sagten sie, er sei in der Flutnacht kaum da gewesen.

Er habe Landrat Pföhler (CDU) am 14. Juli nur zwei Mal kurz in der Technischen Einsatzzentrale (TEL) gesehen, schilderte etwa der frühere Kreisbrandinspekteur Udo Schumacher. Einmal bei einem Fototermin von Pföhler mit Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) gegen 19.30 Uhr. Davor sei der Landrat einmal durch den Raum gegangen und habe kurz mit dem Leiter der Einsatzzentrale gesprochen.

Mitglieder der Einsatzleitung: Kein Kontakt zu Pföhler

"Ich habe keinerlei Kontakt zum Landrat gehabt", sagte Schumacher, der nach eigenen Angaben vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen im Einsatz war. Ihm sei auch nicht bekannt, dass andere TEL-Mitglieder Kontakt zu Pföhler gehabt hätten. Fast ein Jahr nach der Flutkatastrophe ist auch anderen Mitgliedern der Einsatzleitung nur der besagte Fototermin von Pföhler in der TEL in Erinnerung geblieben.

Feuerwehrmann Kai Bandt etwa sagte im Untersuchungsausschuss des Landtags, er habe nicht mitbekommen, dass der Landrat dort sonst involviert gewesen sei. Die Einsatzleitung habe der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Ahrweiler, Michael Zimmermann, geführt. Er selbst habe nicht mit Pföhler gesprochen, so Bandt.

Thomas Vollmer berichtete, in der TEL neben Einsatzleiter Zimmermann gesessen zu haben. Da habe er mitbekommen, dass Zimmermann mehrmals erfolglos versucht habe, Landrat Pföhler telefonisch zu erreichen.

"Von einem Landrat erwarte ich, dass er die Einsatzleitung unterstützt"

Udo Schumacher zeigte sich enttäuscht. Von einem Landrat erwarte er, dass er sich ein Bild mache und dann seine Kontakte für Aktivitäten einschalte, um die Einsatzleitung zu unterstützen, so der langjährige Feuerwehrmann. Schumacher war zur Zeit des Hochwassers 2016 Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises und damals Einsatzleiter. Pföhler habe sich damals komplett rausgehalten und die TEL auch nicht unterstützt, sagte Schumacher.

"Einsatzleitung war in der Flutnacht überfordert"

Die TEL war während der Sturzflut nach Schumachers Worten zwar professionell aufgestellt, aber überfordert. Für ihn sei über den Kreis Ahrweiler "ein Tsunami gezogen", sagte der erfahrene Katastrophenschützer. Dass die Situation in der Nacht so eskaliere, habe man in der Einsatzzentrale überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt, so Schumacher in seiner Zeugenaussage. Dennoch habe man, mit den Mitteln die man hatte, alles daran gesetzt, die Lage zu bewältigen. So habe man sich "die Finger wund gewählt", um an Hubschrauber zu kommen, sagte Schumacher.


Untersuchungsausschuss wirft Zeugen Absprachen vor

Die Darstellungen der sechs Zeugen waren für die Mitglieder des Untersuchungsausschusses allerdings nicht in allen Punkten überzeugend. Der Vorsitzende Martin Haller (SPD) sagte: "Der Ausschuss ist einstimmig zu dem Eindruck gekommen, dass heute über bestimmte Aspekte nicht wahrheitsgemäß ausgesagt wurde." Es sei auch der Eindruck entstanden, die Zeugen hätten sich möglicherweise abgesprochen.

Katastrophenschutzinspekteur des Kreises verweigert Aussage

Zu Beginn der Ausschusssitzung hatte der aktuelle Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises, Michael Zimmermann, die Aussage verweigert. Er machte von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn und den früheren Landrat Pföhler wegen womöglich zu später Warnungen und Evakuierungen.

Zur Begründung hieß es, die Fragen würden im Kern die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn betreffen. Zimmermann hatte nach Angaben der Kreisverwaltung Ahrweiler in der Flutnacht Mitte Juli vergangenen Jahres die Leitung der Einsatzzentrale inne.

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Ausschuss-Mitglieder haben TEL in Ahrweiler besichtigt

Vor drei Wochen waren die Mitglieder des Landtags-Untersuchungsausschusses nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gereist, um sich vor Ort ein Bild von der Technischen Einsatzleitung zu machen. Es ging darum, zu sehen, unter welchen räumlichen und technischen Voraussetzungen die TEL während der Flutkatastrophe gearbeitet hat. Dabei wurde deutlich, dass etwa der Handyempfang in der Einsatzzentrale damals eingeschränkt war. Sie befand sich in einem Kellerraum der Kreisverwaltung.

Kreis Ahrweiler löste erst spät Katastrophenalarm aus

Von der Technischen Einsatzleitung in der Kreisverwaltung wurden während der Flutkatastrophe im vergangenen Juli zahlreiche Rettungseinsätze gesteuert. Katastrophenalarm löste der Kreis Ahrweiler damals allerdings erst kurz nach 23 Uhr aus, etliche Stunden, nachdem es bereits Pegelprognosen gegeben hatte, die auf ein extremes Hochwasserereignis hinwiesen.

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Laut Lewentz machte die Einsatzleitung einen kompetenten Eindruck

Im vergangenen April hatte Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) als Zeuge im Untersuchungsausschuss von seinem Besuch am Flutabend in der TEL in Bad Neuenahr-Ahrweiler berichtet. Er sagte, er habe damals "den Eindruck gehabt, dass man wirklich sehr kompetent und konzentriert arbeitet". Er sei zunächst von einem schweren, aber beherrschbaren Hochwasser ausgegangen, so Lewentz.

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