In voller Kampfmontur steht die dreifache Mutter mit dem Sturmgewehr im Anschlag auf dem Gelände des Bundeswehrdepots in Karlsruhe. Ihre Aufgabe: Patrouille gehen und das Materiallager gegen Eindringlinge sichern. Aber warum schlüpfen ungediente Zivilsten, wie Daniela S., quasi nach Feierabend in eine Flecktarnuniform und setzen sich einen Helm auf? Die dreifache Mutter ist eine von zwei Frauen, die derzeit bei der Heimatschutzkompanie Oberrhein in Bruchsal Dienst tun.
Deshalb ist Hauptgefreiter Daniela S. teil der Heimatschutzkompanie:
Im normalen Leben ist Daniela S. Sekretärin. Zugegeben - ausgerechnet beim Verband der Reservisten der deutschen Bundeswehr. Aber vor diesem Job hatte die 46-jährige Mutter nie etwas mit der Armee zu tun. Bei der Arbeit hörte sie mehr oder weniger zufällig vom Projekt "Ungediente für die Reserve" und bewarb sich spontan.
Schon vor Übung in Karlsruhe: Als Frau akzeptiert bei der Bundeswehr
Inzwischen hat die Frau Hauptgefreiter ihre ersten Ausbildungsmodule erfolgreich hinter sich gebracht. Bei der Übung geht sie ganz selbstverständlich mit ihren männlichen Kameraden auf Streife und sie wird akzeptiert, erzählt Daniela S. "Ich fühle mich gut hier", sagt die Heimatschutz-Soldatin. Sie sei als Frau gut aufgenommen worden. Am Anfang habe sie noch gedacht, '"die trauen mir nichts zu, die Männer, aber das war ganz anders. Das sind echte Kameraden", berichtet die Mutter mit Überzeugung.
Jahrelang lag das Materiallager II der Bundeswehr in Karlsruhe sozusagen in einem Dornröschenschlaf. Mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine rückt aber auch dieses etwas abgelegene Stück Bundeswehr auf einmal wieder in den Fokus. Denn hier trainieren die 150 Soldatinnen und Soldaten der drei Heimatschutzkompanien aus Baden-Württemberg den Ernstfall.
Der Heimatschutz übt in Karlsruhe den Ernstfall
Bei der fünftägigen Übung in Karlsruhe werden Daniela S. und ihre Kameraden für den Wach- und Sicherheitsdienst ausgebildet. Die Soldatinnen und Soldaten sollen die Sicherung der kritischen Infrastruktur übernehmen, beispielsweise in Materiallagern, weil die reguläre Bundeswehr im Krisenfall womöglich gar nicht mehr genügend Kapazitäten für solche Aufgaben hat. So bekommen Heimatschutz und Reserve eine ganz neue Bedeutung.
Zeitenwende Neue Aufrüstung (2/3) – Wie die Bundeswehr sich für den Ernstfall wappnet
Marode und kaputtgespart – die Bundeswehr gilt nur bedingt als einsatzfähig. Angesichts der russischen Drohungen soll sich das ändern. Landesverteidigung ist wieder wichtig.
Hauptgefreiter Daniela S.: "Die Bundeswehr braucht unbedingt Verstärkung"
Dessen ist sich auch die Frau Hauptgefreiter bewusst. Als Sekretärin des Verbandes kenne sie die Zahlen und die Anforderungen. Der Krieg habe ihre Wahrnehmung verändert. Als sie im vergangenen Jahr die Möglichkeit bekam, selbst Reservistin zu werden, habe sie gedacht: "Jetzt erst Recht!"
Die Bundeswehr sei mit ihren 180.000 Mann einfach nicht groß genug. "Die brauchen unbedingt Verstärkung", sagt Daniela S. und wenn sie jemandem begegne, der bereit sei, ebenfalls die Uniform anzuziehen, dann versuche sie, ihn davon zu überzeugen. Wichtig dabei sei die Freiwilligkeit, sagt sie.