67 Prozent der Deutschen lehnen das von der EU beschlossene Verbrenner-Aus ab 2035 ab. „Ich reite lieber mit dem Pony zur Arbeit, als dass ich mir ein E-Auto kaufe“, sagt eine Verbrenner-begeisterte Frau zu meinem Kollegen Hannes Köhle. Ein Mann bezeichnet sich im SWR-Gespräch als „Verbrennerkind“. Scheiden tut weh – besonders von einer urdeutschen Motorentechnik. Weltweit fallen Menschen beim Stichwort Deutschland gern Automarken ein.
Technikgeschichte als Wechsel von Triumpfen und Niedergängen
Als Sohn eines Autoverkäufers kann ich diese Liebe zum Verbrenner gut nachvollziehen. Als Historiker darf mich das Ende der Verbrenner-Ära nicht überraschen. Technikgeschichte verläuft im Wechsel von Triumpfen und Untergängen. In der Bundesrepublik gingen bereits die Zechen, viele landwirtschaftliche Betriebe und die Druckindustrie den Bach runter. Das nächste „Zechensterben“ hat bereits die Autozulieferer erreicht: Bosch in Stuttgart oder auch Adient in Kaiserslautern und Rockenhausen.
Auch für die Autobauer selbst kommen die Einschläge näher. VW macht Mitarbeitenden Abfindungsangebote in erklecklicher Höhe. Ich fürchte, in der deutschen Autoindustrie werden in den kommenden Jahren viele tausend Arbeitsplätze verloren gehen. Noch befördert durch die rasche Entwicklung Künstlicher Intelligenz. Die betroffenen Menschen sind – wie einst die Zechenkumpel, Bauern und Bleisetzer – Verlierer einer für politisch tot erklärten, weil nicht mehr zeitgemäßen Technologie.
Derlei Todesurteile erzeugen jedes Mal viel individuelles Unglück. Die Gemeinschaft lebt auf mittlere Sicht gesünder. Nach dem Kohlenstaub verschwinden demnächst Abgase und Lärm aus der Stadt.