Indische Chandrayaan-3 Raumsonde.

Raumfahrt

Chandrayaan-3: Indien gelingt Mondlandung

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David Beck
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Elisabeth Theodoropoulos

Erstmals ist eine Raumsonde am Südpol des Mondes gelandet. Die indische Raumsonde "Chandrayaan-3" erreichte nach knapp sechs Wochen Flugzeit den bislang wenig erforschten Südpol des Erdtrabanten.

Für Indien war es der zweite Versuch, eine Sonde auf dem Mond zu landen. Das Gerät ist rund zwei Meter hoch und wiegt gut 1.700 Kilogramm. Die Vorgängersonde "Chandrayaan-2" war 2019 beim Versuch einer Landung auf dem Mond abgestürzt. Erst am Wochenende scheiterte ein russischer Versuch, erstmals am Südpol des Mondes zu landen. Die russische Raumsonde "Luna-25" zerschellte auf dem Erdtrabanten. Im April dieses Jahres war auch der Versuch des japanischen Startups ispace gescheitert.

Eine Landung am Südpol des Mondes gilt aufgrund des Geländes mit vielen Kratern als besonders schwierig. Die erfolgreiche Landung von "Chandrayaan-3" markiert den Aufstieg Indiens zu einer Raumfahrtnation.

Die indische Mondsonde wird voraussichtlich zwei Wochen lang in Betrieb sein. Wissenschaftler erhoffen sich neue Erkenntnisse über die mineralische Zusammensetzung der Mondoberfläche. Das Eis in der Region könnte Treibstoff, Sauerstoff und Trinkwasser für künftige Raumfahrtmissionen liefern.

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Herausforderungen dieser Mondlandung

Am schwierigsten an einer solchen unbemannten Landung ist, dass die Sonde eigentlich komplett programmiert werden muss. Funksignale zwischen Erde und Mond brauchen etwa eine Sekunde in jede Richtung, das heißt man hätte zwei Sekunden Verzögerung, wenn man die Sonde fernsteuern würde.

Für eine ferngesteuerte Landung wäre die Verzögerung also zu groß. Daher wird alles vorprogrammiert. Es ist allerdings sehr schwierig, alle Eventualitäten mit einzuplanen. Das war es auch letztendlich, was beim letzten Versuch der Inder vor vier Jahren mit "Chandrayaan-2" schiefgelaufen ist. Auch beim gescheiterten Versuch der japanischen Mondlandesonde "Hakuto-R" vor einigen Monaten lag das Problem in der Programmierung.

Die indische "Chandrayaan-3" Raumsonde ähnelt ein bisschen der Apollo-Mondlandefähre, aber sie ist deutlich kleiner und natürlich unbemannt. An Bord hat sie einige wissenschaftliche Instrumente und auch einen kleine Rover, der die Gegend um die Landestelle erkunden soll.

Sonde und Rover sollen in den nächsten zwei Wochen hauptsächlich das Gestein und das Regolith, das ist der feine Sand auf der Mondoberfläche, untersuchen. Mit dem Rover will die indische Raumfahrtagentur ISRO aber auch prüfen, wie viel Wasser in Form von Eis nahe der Oberfläche ist.

Chandrayaan-3 erfolgreich auf Mond gelandet.
Die indische Raumsonde erreichte nach knapp sechs Wochen Flugzeit den Südpol des Mondes und landete dort erfolgreich.

Die Suche nach Wasser auf dem Mond

Auf dem Mond gibt es vor allem am Südpol auch gefrorenes Wasser. Dort gibt es in manchen Kratern Stellen, auf die nie Sonnenlicht trifft. Es ist an solchen Stellen so kalt, dass es relativ nahe an der Oberfläche Wassereis gibt – und das soll diese Mission jetzt überprüfen.

Wenn dort gefrorenes Wasser nutzbar gemacht werden könnte, wäre das für eine mögliche Mondbasis von Vorteil. Dann müsste nämlich das Wasser, das die Astronautinnen und Astronauten brauchen, nicht immer zum Mond geschleppt werden. Andererseits kann man aus Wasser Raketentreibstoff machen. So könnte man dann auf dem Mond eine Art Tankstelle einrichten für Missionen zum Mars oder noch weiter ins Sonnensystem.

Es war übrigens die erste Mondmission der Inder, "Chandrayaan-1", die erstmals Wasser auf dem Mond nachgewiesen hat.

Die Politik hinter der Raumfahrt

Indien nimmt die Raumfahrt auch auf politischer Ebene sehr ernst. Das sieht man zum Beispiel daran, dass die Raumfahrtagentur ISRO direkt Premierminister Modi unterstellt ist. Die ISRO hat große Pläne für die Zukunft: Mit der japanischen Weltraumagentur JAXA ist eine weitere Mondmission geplant, außerdem Missionen zum Mars und zur Venus, sowie ein Weltraumteleskop. Indien hat es sich außerdem zum Ziel gesetzt, selbst Astronautinnen und Astronauten ins All zu bringen. Damit wäre Indien nach den USA, Russland und China erst die vierte Nation, die das schaffen würde. Perspektivisch möchte die ISRO auch Menschen auf den Mond bringen.

Bild des Mondes.
In der ewigen Finsternis am Nordpol des Mondes gibt es tonnenweise Wassereis. Das haben Astronomen mit einem Radarinstrument an Bord der indischen Mondsonde «Chandrayaan-1» beobachtet.

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