Raumfahrt

Gestein von Asteroid Bennu landet auf der Erde

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AUTOR/IN
Uwe Gradwohl
Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion SWR Wissen Aktuell.
ONLINEFASSUNG
Lara Kubotsch

Eine Bodenprobe des Asteroiden Bennu wurde nach sieben Jahren im All von der NASA-Sonde OSIRIS-REx zur Erde gebracht. Forschende versprechen sich davon wichtige Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte des Sonnensystems.

Es war ein kurzes heftiges Pusten. Dann wirbelten Staub und Gestein, die zuvor Milllarden Jahre unberührt geblieben waren, in die Höhe. Lediglich fünf Sekunden dauerte die Entnahme der Gesteinsprobe weit draußen im All auf dem Asteroiden Bennu - mehr als zwei Jahre der sich anschließende Rückflug der Sonde OSIRIS-REx zur Erde.

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Sieben Jahre Flugzeit für Bodenproben eines Asteroiden

Hinflug, Umkreisung und Untersuchung des Zielasteroiden, Probennahme und Rückflug: Die NASA-Sonde OSIRIS-Rex war mehr als sieben Jahre im All unterwegs. Vier Stunden vor Erreichen der Erde erhielt sie den Funkbefehl, die Kapsel, in der die Probe enthalten war, abzutrennen. Am 24. September 2023 um 16.42 Uhr trat die hitzefeste Kapsel in die Erdatmosphäre über Nordamerika ein. 10 Minuten später, um 16.52 Uhr mitteleuropäischer Zeit, landete sie sicher an einem Fallschirm in der Wüste von Utah.

Abwurf und Einschwenken in neue Mission

Die Sonde selbst zündete währenddessen ihre Triebwerke und ist inzwischen auf eine Bahn eingeschwenkt, die sie erneut von der Erde weg und hin zu weiteren Asteroiden führen wird.

Kapsel des Asteroiden-Materials
Schon Wochen vor der Landung probten Spezeialteams das Bergen der gelandeten Kapsel.

Die Probenkapsel wurde sofort nach der Landung geborgen und per Helikopter zunächst in ein Speziallabor transportiert, das extra für diesen Zweck auf dem Militärstützpunkt, zu dem das Landegebiet gehört, eingerichtet wurde. Dort wurde die Kapsel geöffnet und die Probe für einen weiteren Flug vorbereitet, mit dem sie an ihr endgültiges Ziel, das Johnson Space Center in Houston, gebracht wird.

Asteroid Bennu ist über vier Milliarden Jahre alt

In der Kapsel enthalten sind ca. 250 Gramm wertvollstes Material: die Bodenprobe des Asteroiden Bennu. Bennu ist sehr alt. Er stammt aus der Urzeit unseres Sonnensystems vor über vier Milliarden Jahren und er besteht aus Material, das sich seitdem fast nicht verändert hat. Der Asteroid ist eine Art Gesteins-Konserve aus der Vergangenheit und entsprechend wertvoll für Forscherinnen und Forscher, die mehr über die Entstehung unseres Sonnensystems erfahren wollen.

Asteroid Bennu
Der Asteroid ist über vier Milliarden alt. Die Gesteinsproben können helfen, die Entstehung des Sonnensystems besser zu verstehen.

Staubpuster statt Staubsauger

Um ein Stückchen dieses Schatzes zu bergen, berührte die Sonde im Oktober 2020 den Asteroiden mit ihrem ausgestreckten Roboterarm. Der Druck des durch ein Rohr ausgeblasenen Stickstoff-Gases wirbelte Material aus bis zu 50 Zentimeter Tiefe auf. Ein Staubsauger hätte im Vakuum des Alls nicht funktioniert. Der “Staubpuster” dagegen erledigte seinen Job perfekt. Mehr Material als erhofft blieb im Sammelfilter hängen.

Sammeln des Asteroiden-Materials
Mithilfe eines "Staubpusters" konnte das Material 2020 gesammelt werden.

Bisher größte gesammelte Asteroidenprobe

Für die NASA ist es die erste Mission dieser Art. Vorreiter bei der Beprobung von Asteroiden ist die japanische Raumfahrtagentur JAXA. Bereits im Jahr 2010 hat eine ihrer Sonden das Kunststück geschafft, wenigstens ein paar Hundert winzige Partikel von einem Asteroiden aufzunehmen und zur Erde zu bringen.

Eine zweite japanische Sonde kehrte im Dezember 2020 mit immerhin 5,4 Gramm Asteroidenmaterie zur Erde zurück. OSIRIS-REx brachte nun mit 250 Gramm die größte bislang gesammelte Asteroidenprobe zur Erde.

Japanische Forscher 2020
2010 war die Japanische Raumfahrtagentur die erste, der es gelang, Asteroidengestein zur Erde zurückzubringen.

Die Probe wird bereits in den kommenden Tagen erstmals untersucht. Am 11. Oktober will die NASA erste Ergebnisse zur Zusammensetzung des Materials bekanntgeben. Ein kleiner Teil des Asteroidenmaterials wird jedoch unberührt im Johnson Space Center eingelagert, um erst in Jahrzehnten für die Forschung freigegeben zu werden – in der Hoffnung, dass dann noch bessere technische Möglichkeiten als gegenwärtig zur Verfügung stehen.

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