Doku auf der Filmschau Baden-Württemberg

Relikt der 80er-Jahre: Kalifornischer Fitnesskult in Freiburg

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AUTOR/IN
Pauline Strempel

Bunt, fetzig, energiegeladen – Regisseurin Nadine Zacharias holt die 80er und den kalifornischen Fitnesskult in die Gegenwart. Per Zufall entdeckte sie den Freiburger Kraftraum „Fitness California“. Und porträtierte ihn prompt im gleichnamigen Film über drei Ringerlegenden. Doch neben dem Sport zeigt die Doku auch die Risse im Leben der Ringer.

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Fitness California: Wie man die extra Meile geht.
Freiburger „Fitness California“ – ein Studio wie eine Filmkulisse

Knöchrige, alte Hände umklammern die Klimmzugstange

Knöchrige, fleckige Hände eines älteren Mannes umklammern eine Klimmzugstange. Sein Kopf erscheint alle zwei Sekunden im Bildausschnitt. Der Gesichtsausdruck: tiefenentspannt. Diese erste Szene des Dokumentarfilms „Fitness California“ grenzt an Absurdität und Surrealismus. 

Oberarme müssen so dick sein wie die Wade

„Es geht auch letztlich, wenn man das fürs äußere Erscheinungsbild macht, ein bisschen um Proportionen. Die Arme für Bodybuilder gibt’s so Kriterien, und ist zum Beispiel, der Bizeps und die Oberarme müssen so dick sein wie die Wade,  sagt Bernd Flaig, einer der drei Protagonisten des Films. Er trainiert im Kraftraum „Fitness California“ in Freiburg. Der ist heute ein nostalgisches Relikt des kalifornischen Fitness-Booms der 80er Jahre. Gegründet wurde er 1982 von Dagmar und Mario Sabatini:

Großes Interesse bei den Ringerclubs

Das Studio traf auf Nachfrage bei den Ringerclubs in Freiburg. Die Kleinstadt war ein Hotspot des Ringens. Beim Training und auf Wettkämpfen begegneten sich die drei Ringerlegenden Adolf Seger, Bernd Flaig und Mario Sabatini. „Vom Charakter her haben sie sich schon verändert. Sie sind weiser geworden, sie sind ruhiger geworden. Das sind alles Siegertypen natürlich“, erzählt die Dagmar Sabatini.

Bissig-lustige Konkurrenz der Ringer-Freunde

Als stünden sie als Zeugen vor Gericht geben die drei Ringer nüchtern ihre Gewichtsklasse und Meistertitel zu Protokoll. Bei den jeweils Zuhörenden: leichte Ausdrücke von Genervtheit, Hohn, Überlegenheit. Es ist eine bissig-lustige Konkurrenz, die die Ringer-Freunde verbindet. Diese dreier-Beziehung zeigt Regisseurin Nadine Zacharias mit einem Augenzwinkern. Denn ihr war wichtig, „dass man aus dem Kino geht, und gute Laune hat. … Ich find die wahnsinnig sympathisch, ich find die wahnsinnig lustig. Und die wollen, also das sind einfach Sprücheklopfer, das machen die wirklich gerne.“

Fitness-Ästhetik der 80er Jahre

Nadine Zacharias studierte nicht nur die Sprüche der Protagonisten, sondern auch ihre Biografien und die Fitness-Ästhetik der 80er Jahre. Die Idee, die Zeit zu dokumentieren, folgte ihrer eigenen Suche nach einem sportlichen Zuhause. Im traditionsreichen Kraftraum in der Nähe vom Freiburger Hauptbahnhof wurde sie fündig. 

Das alte Studio ist eine tolle Filmkulisse

Und ich bin einmal um diesen ganzen großen Bau herumgelaufen und da hab ich schon gesehen, dass das eigentlich ne ganz tolle Filmkulisse ist, ohne mir jetzt zu sagen, dass ich darüber einen Film machen will, aber es ist ein sehr besonderer Ort, es sieht nicht sehr deutsch aus, es hat mich eben an so einen Industriebau in Kalifornien erinnert und es heißt ja auch „Fitness California“. 

Diese Erinnerungen an die 80er werden nostalgisch erzählt und poetisch bebildert. Besonders, wenn die Kamera sekundenlang auf einem alten, sich drehenden Ventilator oder einem wehenden, orangenen Handtuch vor der Lüftungsanlage stehen bleibt. Zur Nostalgie mischen sich Geschichten aus der Gegenwart.

Berührender Blick auf das Leben gealterter Sportler

„Fitness California“, ein berührender Blick über das Leben von gealterten Sportlern mit all seinen Höhen und Tiefen. Ein Film, der zeigt, wie sie mit sich ins Gericht gehen, nicht aufgeben, aber vor allem die Liebe zu ihrem eigenen Körper nicht verlieren.  

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