Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) schimpft wie ein Rohrspatz über seinen Amtskollegen im Bund Karl Lauterbach (SPD), der eine Krankenhausreform ohne die Länder mache. Lucha wirft Lauterbach mehrfachen Wortbruch vor. Im Stuttgarter Landtag kündigte er an, die Bundesländer würden den Gesetzesentwurf „maximal bearbeiten“.
Manfred Lucha ärgert sich aus gutem Grund. Wenn ein Krankenhaus auf der Kippe steht oder schließen muss, geht das nicht mit „Berlin“, sondern der jeweiligen Landesregierung heim. Hinzu kommt die paradoxe emotionale Bedeutung, die ein Krankenhaus für die Bevölkerung hat. Die beste Klinik ist bekanntlich diejenige, die man nicht braucht. Wer doch hin muss, will dafür nur wenige Minuten fahren müssen.
Längere Wege, aber zu spezialisierten Ärztinnen und Ärzten
Genau besehen kann auch ein Landesgesundheitsminister die Reformpläne von Karl Lauterbach so schlecht nicht finden. Das deutsche Gesundheitssystem ist im europäischen Vergleich teuer, aber nicht sehr effizient. Fraglos gibt es in Deutschland zu viele Kliniken mit zu vielen Angeboten. Dass der Bundesgesundheitsminister die Länderkollegen umgeht, hat auch mit einem Manfred Lucha zu tun, der Standortinteressen über alles stellt.
Mit Lauterbachs Reform wird der Weg zum nächsten Krankenhaus womöglich länger. Ich nehme das gern in Kauf, wenn ich weiß, dass „meine“ behandelnde Ärztin Spezialistin und im Training ist. Städte und Kreise haben sich in der Vergangenheit mit Krankenhäusern gern die Krone aufgesetzt. Der Pflegenotstand zwingt und der technische Fortschritt erlaubt einen Verzicht darauf.