Eltern fahren Kinder zur Schule (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Ralf Hirschberger/dpa-Zentralbild/dpa | Ralf Hirschberger)

Mit dem Auto zur Schule

Meinung: So übel sind Elterntaxis dann doch nicht

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Stefan Giese
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Elterntaxis sind ein Graus, ist überall zu hören. Aber viel mehr als auf den "Taxi-Eltern" rumzuhacken, fällt den Verantwortlichen nicht ein, meint Stefan Giese.

Etwa ein Viertel aller Kinder in Deutschland werden von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gefahren. Dass diese berühmt-berüchtigten Elterntaxis ein Übel sind, daran kann kein begründeter Zweifel bestehen. Sie sorgen für mehr Verkehr, mehr Staus und für zusätzliche Gefahr für die Kinder, die sich an den Schulen ihren Weg durch parkende und fahrende Elterntaxis bahnen müssen.

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Eine Meinung von Stefan Giese

Keine Bewegung, keine Verkehrskompetenz, keine Selbständigkeit

Auch für die kutschierten Kinder selbst ist es nachteilig, auf diese Weise zur Schule zu kommen. Sicher am Straßenverkehr teilzunehmen, lernen sie vom Rücksitz eines Autos aus wesentlich schlechter, als wenn sie den Schulweg zu Fuß, mit dem Rad oder Roller zurücklegen. Ihnen wird die Möglichkeit genommen, sich an der frischen Luft zu bewegen – und das in einer Zeit, in der viele Kinder erwiesenermaßen unter Bewegungsmangel leiden. Ohne Eltern zur Schule zu kommen, stärkt außerdem ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstständigkeit, das gilt auch dann, wenn sie Bus und Bahn nehmen.

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Problem erkannt – und dann nicht viel

Kein Wunder also, dass Kommunen – wie jetzt in Mannheim – immer wieder gegen Elterntaxis mobil machen. Mancherorts werden bereits Straßen gesperrt oder Halteverbote ausgesprochen. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nennt „das Abladen“ von Kindern direkt vor der Schule „ein echtes Ärgernis“. Auch der Städte- und Gemeindetag hat Elterntaxis als Problem erkannt. Dabei versagen Land und Kommunen selbst dabei, den Kids den selbständigen Weg zur Schule zu erleichtern.

Die Erfahrung, die mein Kind alltäglich auf dem Schulweg macht, sieht so aus: Fahrradstreifen gibt es nicht, erreichbare Abstellplätze sind kaum vorhanden. Der Fußweg ist streckenweise so eng, dass ein Ausweichen auf die Straßen mitunter unausweichlich ist. Die Busfahrpläne harmonieren bemerkenswert wenig mit dem Schulbeginn. All das könnten die Verantwortlichen in Land und Kommune in Angriff nehmen, und damit ihren Teil dazu leisten, die Anzahl der Elterntaxis zu verkleinern. Aber so wichtig scheint ihnen die Sache dann doch nicht zu sein.

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