Ein Schild vor einem Gebäude mit der Aufschrift Amtsgericht und Landgericht Offenburg (Foto: SWR)

Motiv bislang unklar

Schüsse an Offenburger Schule: 15-Jähriger wegen Mordes vor Gericht

Stand

In Offenburg hat am Donnerstag der Prozess gegen einen 15-Jährigen begonnen. Er soll einen gleichaltrigen Mitschüler heimtückisch getötet haben. Der Fall hatte überregional Trauer und Entsetzen ausgelöst.

Der Mordprozess gegen einen 15-jährigen Schüler hat am Donnerstag vor dem Landgericht Offenburg begonnen. Aufgrund des Alters des Angeklagten wurden strenge Jugendschutzregeln eingeführt, weshalb der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Jugendlichen vor, im November vergangenen Jahres einem gleichaltrigen Mitschüler zweimal in den Kopf geschossen zu haben. Das Opfer verstarb kurz darauf im Krankenhaus.

Geladene Pistole und Brandsatz dabei

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 15-Jährigen Mord und versuchten Mord vor. Kai Stoffregen, der zuständige Staatsanwalt, sagte dem SWR: Der Jugendliche habe seine Schule am 9. November 2023 mit einer "geladenen Pistole der Marke Beretta, 41 Schuss Munition sowie einem selbstgebauten Brandsatz" betreten. Er sei in sein Klassenzimmer gegangen und habe dort seinen ebenfalls 15-jährigen Mitschüler mit der Pistole vorsätzlich getötet. Danach habe er noch zweimal versucht, den Brandsatz zu zünden. Das sei ihm aber nicht gelungen, so Stoffregen.

Vater verhindert möglicherweise Schlimmeres

Ein Vater, dessen Kinder auf die gleiche Schule gehen, war dem mutmaßlichen Täter kurz nach den Schüssen zufällig auf dem Flur begegnet. Er schilderte danach, er habe den Jungen angesprochen und ihn aufgefordert, die Waffe auf den Boden zu legen. Danach konnte er den Schüler am Boden fixieren, bis die Polizei eintraf. Für sein mutiges Eingreifen erhielt der Mann die Rettungsmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Motiv bislang unklar - Ermittlungen gegen Eltern

Was hat den mutmaßlichen Täter dazu gebracht, den Mitschüler gezielt zu erschießen? Dazu ist bislang nichts bekannt. Die Waffe, die er benutzt haben soll, stammt aus seinem Elternhaus. Deshalb wird bis heute auch gegen die Eltern des Angeklagten ermittelt. Dabei geht es laut Staatsanwaltschaft um den Verdacht der fahrlässigen Tötung und um mutmaßliche Verstöße gegen das Waffengesetz.

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Schock an Schule sitzt tief

Der Prozessbeginn beschäftige die Schulgemeinschaft sehr, heißt es von der Schulleitung der betroffenen Offenburger Waldbachschule. "Die Sensibilität ist äußerst hoch", so zitiert das zuständige Regierungspräsidium Freiburg die Schulleitung. Die Schülerinnen und Schüler waren nach der Tat wochenlang psychologisch betreut worden.

Trauernde vor Schule Offenburg (Foto: SWR)
Einen Tag nach der Tat waren viele junge Menschen an die Schule in Offenburg gekommen.

Jugendstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren möglich

Seit der Festnahme sitzt der 15-Jährige in Untersuchungshaft. Im Falle einer Verurteilung droht ihm laut Staatsanwaltschaft eine Jugendstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren. Im Jugendrecht seien "zehn Jahre die Höchststrafe, aber das wäre sehr viel", erklärt der Freiburger Strafverteidiger Florian Rappaport, der häufig an Jugendstrafverfahren teilnimmt.

Verhandlung dauert mehrere Monate

Ein Urteil in dem Fall wird wohl frühestens im Juli fallen. Das Offenburger Landgericht hat insgesamt zwölf Verhandlungstage angesetzt. Etliche Zeugen sollen aussagen - die Jugendkammer will außerdem einen psychiatrischen Sachverständigen und eine Rechtsmedizinerin befragen.

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