Natalia Wollbaum von der AWO befüllt den Sozialen Zaun in Bruchsal mit Spenden.

"Wer hat, gibt. Wer nichts hat, nimmt."

So einfach hilft der Soziale Zaun bedürftigen Menschen in Bruchsal

Stand
AUTOR/IN
Lea Kossak

Ein einfaches Angebot mit großer Wirkung: Am Sozialen Zaun in Bruchsal erfahren Bedürftige Hilfe durch Spenden, die Bürgerinnen und Bürgern dort hinhängen lassen.

Am Sozialen Zaun vor der Geschäftsstelle der AWO in Bruchsal ist der Andrang in der Weihnachtszeit besonders groß. Gerade müssen besonders viele haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel und Tierfutter an den Zaun gehängt werden. Ziel des niedrigschwelligen Angebots ist es, armutsgefährdete Menschen zu unterstützen und deren Alltag zu erleichtern.

Der Zaun ist für alle da, denen das Geld für den Monat nicht reicht.

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Besondere Hilfe für Menschen in Bruchsal

Unter dem Motto "Wer hat, gibt. Wer nichts hat, nimmt." unterstützt das Projekt seit 2017 Menschen, die wenig oder kein Einkommen haben. Die Hilfe ist nötig: Fast ein Sechstel der Menschen aus Baden-Württemberg ist von Armut betroffen. Hauptsächlich sind es Privatpersonen, die Spenden abgeben: von Konserven und Nudeln über Duschgel und Zahnbürsten bis hin zu Katzenfutter - alles kommt an den Sozialen Zaun.

Neben Sach- gibt es auch Geldspenden. Von dem Geld kaufen die AWO-Mitarbeiterinnen wie Stefanie Asparuk und ihre Kolleginnen selbst Artikel für die alltägliche Grundversorgung von Bedürftigen ein.

Am Sozialen Zaun in Bruchsal hängen Spenden für Bedürftige.
Am Sozialen Zaun in Bruchsal hängen Spenden für Bedürftige.

Auch Alleinerziehende und Senioren kommen zum Sozialen Zaun

Wer auf die Unterstützung bei der alltäglichen Grundversorgung angewiesen ist, kann man den Leuten mittlerweile nicht mehr ansehen, beobachtet Stefanie Asparuk von der AWO. Neben Obdachlosen sind es zum Beispiel auch Alleinerziehende und ältere Leute, besonders Frauen, die zum Sozialen Zaun kommen - Menschen, die sich nicht mehr allein versorgen können.

Am Zaun trifft man alle möglichen Leute und es werden mehr und mehr, die sich das Leben nicht mehr leisten können.

Aufgrund steigender Preise kommen in den letzten zwei bis drei Jahren immer mehr Menschen vorbei und nehmen eine Dose Ravioli oder eine Kleinigkeit für das Haustier mit, um den eigenen Geldbeutel ein wenig zu entlasten.

Natalia Wollbaum bestückt den Sozialen Zaun in Bruchsal mit den Spenden.
Natalia Wollbaum bestückt den Sozialen Zaun in Bruchsal mit den Spenden.

In der Weihnachtszeit wird in Bruchsal mehr gespendet

Wie oft der Zaun bestückt werden kann, hängt von der Spendenbereitschaft ab. Diese fällt ganz unterschiedlich aus, erklärt Christian Holzer, Bereichsleiter der AWO im Kreisverband Karlsruhe.

Oft fehlt es an Spenden. Wir können nur so viel an den Zaun hängen, wie Spenden eingegangen sind.

Seit diesem Sommer reichten die Spenden meistens aus, um den Zaun monatlich eine Woche lang zu bestücken. In der Weihnachtszeit sei wieder mehr Bereitschaft zum spenden da, erklärt Christian Holzer.

Christian Holzer, AWO Kreisverband Karlsruhe
Christian Holzer, AWO Kreisverband Karlsruhe

AWO: Nach zehn Minuten ist der Soziale Zaun leer

Dass es immer mehr Bedarf gibt, zeigt der große Andrang am Sozialen Zaun. Stefanie Asparuk oder ihre Kollegin Natalia Wollbaum könnten den Zaun alle zehn Minuten mit neuen Hilfsgütern bestücken. Momentan reichen die Dosensuppen, Haferflocken und die anderen Spenden, um den Zaun dreimal am Tag aufzufüllen.

Wir bestücken mehr und es wird mehr ausgegeben. Das zeigt uns einfach, dass die Nachfrage gestiegen ist und dass mehr Leute das Angebot nutzen.

Gestiegene Preise haben auch Einfluss auf das Angebot

Früher seien immer dieselben Leute zum Zaun gekommen. Mittlerweile sieht sie immer mehr neue Leute - auch ein Anzeichen dafür, dass der Bedarf steigt. Das hat auch Konsequenzen für das Angebot: "Luxusgüter" wie Kaffee oder Waschmittel kaufen Stefanie Asparuk und ihre Kolleginnen nicht mehr für den Zaun, die Produkte sind zu teuer. Auch zur Weihnachtszeit haben sie sich gegen Stollen und Weihnachtskekse entschieden, um dafür lieber mehr Menschen mit Grundnahrungsmitteln versorgen zu können.

Natalia Wollbaum (links) und Stefanie Asparuk (rechts) von der AWO Bruchsal befüllen den Sozialen Zaun mit Spenden.
Natalia Wollbaum (links) und Stefanie Asparuk (rechts) von der AWO Bruchsal befüllen den Sozialen Zaun mit Spenden.

Bedürftige schätzen unbürokratische Hilfe in Bruchsal

Die Menschen, die zum Sozialen Zaun kommen, schätzen die unbürokratische Hilfe. Ohne Amtsbesuche, Formulare und Reglementierung schafft es dieses Angebot, den Alltag vieler Menschen mit Kleinigkeiten zu erleichtern.

Das Projekt ist eine gute Sache, weil es viele Menschen gibt, die dankbar sind, sich freuen und ein Stück Lebensqualität dadurch gewinnen.

Da der Bedarf auch in kleineren Kommunen und umliegenden Städten groß ist, soll es laut Christian Holzer in Zukunft zusätzlich einen Mobilen Zaun geben, um noch mehr bedürftigen Menschen helfen zu können.

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