Profi-Golferin Leonie Harm aus Stuttgart

Golf | Porträt

Leonie Harm zwischen Profi-Golf, Unternehmertum und Krebsforschung

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AUTOR/IN
Andreas Köstler

Leonie Harm ist 22 Jahre jung und professionelle Golfspielerin. Doch schon jetzt denkt die Stuttgarterin an die Zeit nach ihrer Karriere und hat ein festes Ziel: Die Krebsforschung.

Leonie Harms Karriere schien bereits vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Vor sieben Jahren entging die talentierte Golferin aus St. Leon-Rot nur knapp dem Tod: Wie fast jeden Morgen ging sie auch am 3. Mai 2013 vor der Schule joggen. Als sie die Landstraße überquerte, übersah sie das Auto, das mit 70 Stundenkilometern heranrauschte. Eine erfahrene Ersthelferin rettete Leonie Harm vermutlich das Leben: "Glücklicherweise hatte sie eine Sanitätsausbildung von der Bundeswehr und wusste genau was zu tun ist, wenn jemand vor dir liegt, der aus beiden Ohren blutet", sagt Harm acht Jahre später im Interview mit SWR Sport.

Harm kam mit einem Schädel-Basis-Bruch und zahlreichen Frakturen ins Krankenhaus. Wegen der schweren Verletzungen versetzten die Ärzte die damals 15-Jährige in ein künstliches Koma. Ihre Überlebenschancen bezeichnet Leonie Harm im Rückblick als "gering".

Harm kämpfte sich zurück ins Leben und auf den Golfplatz

Doch sie kämpfte sich zurück ins Leben: Schon drei Monate später war sie wieder auf dem Golfplatz - zunächst als Zuschauerin. Später griff sie auch wieder selbst zum Schläger. Sie wurde mehrmals deutsche Meisterin im Einzel und mit der Mannschaft; War im Sommer 2018 die erste deutsche Spielerin, die bei den Amateurinnen die prestigeträchtigen British Open gewinnen konnte. Leonie Harm avancierte zur Nummer vier der Weltrangliste, auch das hatte zuvor noch keine deutsche Spielerin geschafft.

Seit Anfang des Jahres ist sie Profi-Golferin. Zum Reisestress kommt der Druck in Sachen Punkte und Preisgeld. Plötzlich ist sie auch Unternehmerin und damit für sich selbst verantwortlich. "Was Golf so tricky macht, ist, dass man auch zu viel denken kann und sich damit selber im Weg steht", sagt Harm. Darum arbeitet sie mit einem Mentaltrainer.

Familien-Schicksal trieb sie in den Hörsaal

Als sie 2016 mit Golfstipendium an der Uni von Houston Biochemie und Biophysik studierte, starb ihre Mutter an Brustkrebs. Wie schon Harms Großmutter und auch die Urgroßmutter. "Der Verlust meiner Mutter war natürlich extrem traurig und hat mich auch stark getroffen, weil ich damals auch weit weg in den USA war. Und Verlust zu verarbeiten war auf jeden Fall schwierig."

Auch aus diesem emotionalen Tief hat sich Leonie Harm befreit, die Zusammenarbeit mit dem Mentaltrainer intensiviert. Die 22-jährige Stuttgarterin nutzte die Corona-Zeit ohne Turniere, um sich weiterzubilden. Mit einem Praktikum beim Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac, das lange Zeit auch an einem Impfstoff gegen das Coronavirus geforscht hat.

Harm will nach der Karriere in die Krebsforschung

Nach ihrer sportlichen Karriere will Harm in der Krebsforschung arbeiten. "Der persönliche Bezug durch die Schicksale in meiner Familie war der Hauptgrund, warum ich Biochemie und Biophysik studiert habe", sagt die Spielerin des Golf-Clubs St. Leon-Rot. Und vielleicht kann sie damit bei einer bahnbrechenden Entwicklung helfen. "Das klingt auf jeden Fall schön", sagt sie, "das tut eine olympische Goldmedaille allerdings auch." Auch ohne Gold schon jetzt eine beeindruckende Karriere. Dabei steht Leonie Harm erst am Anfang.

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