Leverkusens Amine Adli (l) im Duell mit Stuttgarts Josha Vagnoman (re.)

Bundesligarekord eingestellt

"Gefightet wie die Löwen" - VfB-Coach Hoeneß stolz auf Leistung gegen Bayer 04

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Johann Schicklinski

In einem hochintensiven Spiel trennten sich der VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen 1:1 (1:0). Die Schwaben bewiesen in den furiosen ersten 45 Minuten, dass sie zurecht aktuell Bundesliga-Dritter sind.

Wer sich vor dem Duell zwischen dem Tabellendritten VfB Stuttgart und dem Ersten Bayer Leverkusen (1:1) gefragt hatte, ob die Schwaben ein Spitzenteam sind, der bekam in der ersten Halbzeit eine Antwort von den Gastgebern. Denn diese war ein Statement der Heim-Elf, sie brannte vor 54.500 Zuschauern ein echtes Feuerwerk ab.

In den vielleicht besten 45 Minuten der bisherigen Saison trumpften beide Teams, insbesondere der VfB, groß auf. Die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß stellte die bisher ungeschlagenenen Leverkusener durch ihr hohes Pressing, ihr schnelles Vertikalspiel und ihre Passsicherheit vor massive Probleme.

VfB stellt Bundesligarekord ein

Die Statistiken belegen das: 18:8 lautete die Torschuss-Bilanz zugunsten Stuttgarts zur Pause, elf Schüsse davon gingen aufs gegnerische Tor. Damit stellten die Schwaben einen Bundesligarekord ein, denn nur dem FC Bayern gelangen innerhalb von 45 Minuten ebensoviele Versuche auf den gegnerischen Kasten - sinnigerweise gegen den VfB, im November 2015 (Quelle: Opta).

Die Gastgeber erreichten damit einen "x-goals"-Wert von 3,31 ("Expected Goals", zu deutsch: "zu erwartende Tore", Bayer 0,61), das Hoeneß-Team hatte gegen Leverkusen, dessen Trainer Xabi Alonso größten Wert auf Spielkontrolle legt, 57 Prozent Ballbesitz.

Der einzige Haken: Es stand nur 1:0 nach dem von Deniz Undav und Josha Vagnoman stark herausgespielten Treffer durch Chris Führich (40. Minute). In der zweiten Hälfte zeigten die Rheinländer dann, warum sie ungeschlagener Tabellenführer sind, Nationalspieler Florian Wirtz (47.) glich unmittelbar nach der Halbzeitpause aus. Bayer war nun dem Sieg näher und hatte die deutlich besseren Chancen, der VfB stand in der zweiten Halbzeit tief und lauerte auf Konter.

Spieler lassen sich völlig ausgepumpt auf den Rasen fallen

Beide Teams kämpften bis zur Erschöpfung - allerdings fielen keine weiteren Treffer. Als Schiedsrichter Deniz Aytekin die Partie schließlich beendete, fielen bei beiden Teams zahlreiche Spieler völlig ausgepumpt auf den Boden. Nach der Pokalwoche war das Spiel am Ende offensichtlich ein echter Kraftakt. Das 1:1 war indes ein gerechtes Resultat.

Chris Führich: "Die erste Halbzeit hat uns gehört"

So sah es auch VfB-Torschütze Führich. "Es war ein sehr intensives Spiel. Die erste Halbzeit hat uns gehört, leider haben wir nur ein Tor gemacht und nicht das zweite oder dritte Tor nachgelegt", sagte er im SWR-Interview. "In der zweiten Halbzeit hat Leverkusen Druck gemacht. Wir wollten die Mannschaft sein, die denen die erste Niederlage reindrückt, aber es ist halt auch Bayer Leverkusen. Die spielen diese Saison mit und gegen den Ball einen richtig guten Fußball. Letztlich beschweren wir uns nicht über den Punkt."

Auch VfB-Trainer Sebastian Hoeneß war nach der Partie mit dem Remis, insbesondere aber mit der Leistung seiner Mannschaft, hochzufrieden. "Wir waren in der ersten Halbzeit das bessere Team, gefühlt war sogar mehr drin", sagte er. "Der frühe Gegentreffer in der zweiten Halbzeit hat uns weh getan, das hatte dann Einfluss auf Kopf und Physis."

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß "stolz auf zweite Halbzeit"

Dennoch habe sein Team dagegengehalten. "Die Jungs haben gefightet wie die Löwen, wir haben uns reingeschmissen mit allem, was wir hatten. Ich bin richtig stolz auf die zweite Halbzeit." Sein Fazit: "Es ist alles gut, wir sind weiter auf einem richtig guten Weg."

Nach dem Spiel hatten sich dann auch die Statistiken annähernd ausgeglichen. 22 zu 18 Torschüsse für die Gastgeber bei 52 zu 48 Prozent Ballbesitz, bei den "xgoals" hatte Leverkusen mit 3,22 zu 3,1 letztlich knapp die Nase vorn. Zahlen, die belegen: Die Punkteteilung ging nach 90 intensiven Minuten in Ordnung.

Nun wartet der Südgipfel

Mit dem Pokalduell gegen Dortmund (2:0) und dem Remis gegen Leverkusen hat der VfB Stuttgart nun in zwei Spitzenspielen nacheinander bewiesen, dass er selbst derzeit zu den Topklubs gehört. Und nun wartet der Südgipfel beim FC Bayern München (17.12., 19:30 Uhr).

Besonderes Spiel für VfB-Coach Sebastian Hoeneß

"Es ist ein besonderes Spiel. Nicht nur, weil wir ihnen auf den Fersen sind, sondern weil ich eine Vergangenheit in München und eine gewisse Verbundenheit habe", sagte VfB-Coach Hoeneß vor dem Duell Zweiter gegen Dritter am nächsten Wochenende und kündigte an: "Wir werden jetzt unsere Wunden lecken nach einer intensiven Woche und dann haben wir richtig Lust auf das nächste Spiel."

Seine Mannschaft wird in der Münchner Arena mit breiter Brust antreten dürfen, das hat das Leverkusen-Spiel noch einmal nachhaltig bestätigt. Und einen Auftrag hat der VfB von seinen Anhängern auch schon mitbekommen. Nach der Partie intonierten Zehntausende: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus!" Wenn Stuttgart auftritt wie in den ersten 45 Minuten gegen Bayer, ist das durchaus drin.

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Johann Schicklinski