Der 1.FC Heidenheim vor dem Bundesligastart

Fußball | Bundesliga

Teamcheck 1. FC Heidenheim: Geht nicht? Gibt's nicht!

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AUTOR/IN
Kersten Eichhorn

Für den 1. FC Heidenheim steigt am Samstag beim VfL Wolfsburg die Premiere in der Bundesliga. Das Team von Langzeittrainer Frank Schmidt hat sich gut auf seine erste Saison in der Erstklassigkeit vorbereitet.

So lief die vergangene Saison

Geht nicht? Gibt's nicht! Das Motto von Cheftrainer Frank Schmidt setzte der 1. FC Heidenheim eindrucksvoll in die beste Runde seiner Vereinsgeschichte um. Der FCH wurde Zweitliga-Meister und stieg zum ersten Mal in die Bundesliga auf. Eine grandiose Erfolgsgeschichte. Vor allem daheim waren die Heidenheimer kaum zu knacken und eine sportliche Macht: 40 ihrer 67 Punkte holte der FCH in der eigenen kleinen Arena, die gerade einmal 15.000 Zuschauer fasst. Mit ihrer beinahe schon legendären Heidenheimer Kampf- und Laufstärke wurde viele Gegner geradezu überrollt, das "Mentalitätsmonster" FCH hatte einmal mehr die mit Abstand besten Lauf- und Sprintwerte.

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SWR Sport | 26.05.2024 SWR Sport mit dem FCK, der EM und Thomas Hitzlsperger

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Unschlagbar auch die Moral der Heidenheimer. Bestes Beispiel: Der letzte Spieltag, als das Team einen 0:2-Rückstand in Regensburg wettmachte und mit einem 3:2-Triumph in letzter Sekunde doch noch am HSV vorbeizog und den direkten Aufstieg schaffte. "Unkaputtbar" - der Titel des Buches von Coach Frank Schmidt wurde an der Brenz zum Programm.

Transfers: Wer kam? Wer ging?

Wichtiger als jeder Neuzugang ist zunächst die Tatsache, dass es dem FCH gelungen ist, das Kernteam des Aufstiegs komplett beisammen zu halten. Mit allen Leistungsträgern. Selbst der vielumworbene Top-Torjäger Tim Kleindienst (25 Treffer) geht mit den Brenztälern in die erste Bundesligasaison.

Geholt wurden keine großen Stars, sondern traditionsgemäß Spieler mit Entwicklungspotenzial. Mit dem talentierten Ex-Reutlinger Marvin Pieringer (23) hat Stoßstürmer Kleindienst jetzt einen ähnlich strukturierten und torgefährlichen Angreifer neben sich. Pieringer, über 1,90 Meter groß, lauf- und kopfballstark, war für geschätzte 1,5 Millionen Euro von Schalke geholt worden. Letzte Saison war er an den SC Paderborn ausgeliehen und machte mit zehn Treffern und acht Vorlagen in 23 Ligaspielen mächtig auf sich aufmerksam. Auch in der Vorbereitung traf Pieringer regelmässig, schoss zudem im DFB-Pokal beim 8:0 in Rostock zwei Tore.

Das Zeug zum Stammspieler besitzt vor dem Start auch die junge Bremer Leihgabe Eren Dinkci. Der 21-jährige Deutsch-Türke zeigte in der Vorbereitung mit seinem schnellen Spiel über die offensiven Außenbahnen prima Ansätze und könnte beim FCH vor allem beim flotten Umschaltspiel zum Trumpf werden. Ein bekanntes Gesicht ist Nikola Dovedan (von Austria Wien). Der wendige und spielstarke Österreicher stand schon einmal zwei Jahre in Heidenheim unter Vertrag, gilt als wichtige Alternative im offensiven Mittelfeld und kennt sich bestens aus beim FCH. Defensiv orientiert ist der Ex-Regensburger Kapitän Benedikt Gimber. Der frühere Hoffenheimer Junioren-Nationalspieler ist für die Sechser-Position vorgesehen. Als Back-Up für Rechtsverteidiger Marnon Busch kam vom Zweitliga-Aufsteiger VfL Osnabrück Oumar Traore. Gesucht wird beim FCH noch nach einem weiteren Innenverteidiger. Dann ist der Kader ausgewogen und komplett besetzt.

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Der Trainer

Der 1. FC Heidenheim ist Frank Schmidt. Und Frank Schmidt ist der 1. FC Heidenheim. So ähnlich wird die Rolle des Langzeit-Coaches in der Öffentlichkeit und in den Medien wahrgenommen. Nicht zu unrecht. Seit September 2007 trainiert der gebürtige Heidenheimer Ex-Profi (Aachen, Waldhof) den FCH, führte den Verein von der Oberliga bis in die Bundesliga. Eine einzigartige Erfolgsgeschichte im deutschen Profifußball. Und das mit relativ bescheidenen Mitteln.

Der hemdsärmelige und emotionale Schmidt (49) beherzigt vor allem das Motto: "Geht nicht, gibt's nicht!" Entsprechend werden bei ihm die Ärmel hochgekrempelt und hart gearbeitet. Mentalität und Mannschaftsgeist stehen über Allem. Jetzt steht Frank Schmidt vor seiner schwierigsten Mission: Den FCH in der Bundesliga zu halten. Wenn's einer schafft, dann er. Allerdings ist auch für Schmidt die Bundesliga als Trainer eine neue Erfahrung, die er mit "genug Demut" angehen möchte..

Erwartungen / Prognose

Der 1. FC Heidenheim kann in seiner ersten Bundesliga-Saison sportlich nur ein einziges Ziel haben: den Klassenerhalt. "Am Ende drinzubleiben wäre höher zu bewerten als der Aufstieg", sagt Frank Schmidt, "das wäre ein Mega-Erfolg." Die Schwaben leben zwar extrem gut von ihrem Teamgeist und ihrer Begeisterungsfähigkeit, von Körperlichkeit, Kampf und Einsatz. Allerdings gibt es kaum Bundesliga-Erfahrung im Mannschaftsgefüge. "Fehler werden in dieser Liga sofort bestraft", weiß Stürmer Kleindienst aus seiner kurzen Bundesligazeit beim SC Freiburg, "wir müssen sie maximal minimieren".

"Ab sofort gilt es Woche für Woche in den Grenzbereich zu kommen und Grenzen zu verschieben."

Die Vorbereitung lief ausgesprochen gut, es gab keine verletzten Spieler. Auch Ausdruck der überragenden Trainingssteuerung beim FCH. Sollte dem Neuling ein ordentlicher Start gelingen, ist dem Team mit der Unterstützung der Fans der Klassenerhalt durchaus zuzutrauen. Vor Konkurrenten wie Augsburg, Bochum oder Mitaufsteiger Darmstadt muss sich Heidenheim nicht verstecken.

Im kleinen und engen Stadion auf dem Heidenheimer Schlossberg, das immer ausverkauft sein wird, werden sich überhebliche Bundesligisten jedenfalls auf unangenehme Überraschungen gefasst machen müssen. Am liebsten gleich zum Auftakt beim VfL Wolfsburg: "Die Spannung ist hoch, die Vorfreude groß", sagte Frank Schmid auf der Pressekonferenz. "Es gibt nur ein erstes Spiel in der Bundesliga."

"An uns", freut sich auch Vorstandsboss Holger Sanwald auf die Bundesliga-Premiere, "muss erst mal einer vorbei. "Geht nicht? Gibt`s nicht in Heidenheim. Ob das für die "Unkaputtbaren" auch in der Bundesliga gilt?

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Kersten Eichhorn