Gesa Krause bei einem Pressetermin zum Frauenlauf in Trier.

Zweifache Hindernis-Europameisterin

Nach Geburt der Tochter: Gesa Krause auf dem Weg zu Olympia 2024

Stand
REDAKTEUR/IN
Kira Rutkowski

Leichtathletin Gesa Krause will sich nach der Geburt ihrer Tochter für die Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifizieren. Dabei ist es für die Mutter gar nicht mehr so leicht, den Trainingsalltag zu organisieren.

"Ich glaube fest, dass die Olympia-Quali möglich ist", sagt Gesa Krause bei einem Pressetermin in Trier. Die 30-jährige Leichtathletin hatte Ende April ihre Tochter Lola Emilia auf die Welt gebracht und arbeitet jetzt an ihrem Comeback.

Unkomplizierte Geburt - Schneller Wiedereinstieg ins Training

Bereits während der Schwangerschaft sei ihr Ziel gewesen, möglichst lange fit zu bleiben, erzählt sie. Einen Tag vor der Geburt sei sie noch gelaufen und zehn Tage nach der Entbindung stand sie schon wieder auf dem Crosstrainer. Das erste kleine Lauftraining absolvierte sie vier Wochen nach der Entbindung. "Ich regeneriere auch in der Bewegung", beschreibt Gesa Krause, die ihren Weg offen in ihrem Instagram-Profil dokumentiert.

Vorwurf: "Warum hältst du das Wochenbett nicht ein?"

In einigen Kommentaren sind dort aber auch vorwurfsvolle Fragen gestellt worden. Zum Beispiel, warum sie das Wochenbett von empfohlenen sechs Wochen nicht einhalte und so früh wieder mit dem Sport und insbesondere dem Laufen beginnt. "Es ist, glaube ich, grundsätzlich so, wenn man in der Öffentlichkeit steht und Dinge über sich preisgibt, dass dann auch Kritik dazu gehört."

Sie nimmt es locker und vertraut lieber den Menschen, die sie gut kennen, hält viele Rücksprachen mit ihren Ärzten und ihrer Hebamme. "Auch der Arzt bei der Entbindung hat zu mir gesagt, er glaubt nicht, dass ich sechs Wochen warten muss, bis ich wieder laufen kann. Und das gibt mir natürlich Mut, dass es früher wieder geht, dass ich auf einem richtigen Weg bin und dass ich hier keine falschen Entscheidungen treffe."

Training gesteigert: Tempoläufe und Wochenkilometer

Nach und nach hat sie so das Training seit der Entbindung wieder gesteigert. Mittlerweile gehören auch Tempoläufe und etwa 80 Laufkilometer in der Woche zu ihrem Trainingsumfang. Es macht viel Spaß und das Gefühl, danach ihre Tochter wieder in den Armen zu haben, sei einfach wunderschön, erklärt sie strahlend.

Gesa Krause hatte bereits während der Schwangerschaft schon Kontakt zu anderen Athletinnen wie beispielsweise Marathonläuferin Fabienne Königstein, die ebenfalls eine Tochter geboren hat und danach persönliche Bestzeit gelaufen ist. Zu sehen, dass Profisport und Muttersein funktioniert, hat ihr Mut gemacht.

Gesa Krause: "Mein Körper ist mein Kapital"

Neben Ärzten, der Hebamme und ihrem Trainer ist ihr wichtigster Kompass für das sportliche Comeback das eigene Körpergefühl und das Vertrauen, sich darauf verlassen zu können. "Man muss auch sagen, mein Körper ist mein Kapital." Sie würde zu keinem Zeitpunkt etwas überstürzen wollen und damit Rückfälle oder gar Verletzungen riskieren, deshalb habe sie all ihre Entscheidungen mit einem "hohen Bewusstsein getroffen."

Beim Trierer Frauenlauf Mitte September plant Krause übrigens zum ersten Mal wieder eine Startnummer zu tragen. Die Strecke ist fünf Kilometer lang, mit welchen Ambitionen sie dort an den Start geht, wird der Trainingsverlauf der kommenden Monate zeigen.

"Mein Körper ist mein Kapital."

Trainingsplan bis Olympia 2024 steht in groben Zügen

Ihr Weg zu den Olympischen Spielen, die am 26. Juli 2024 in Paris starten, ist schon lose vorgeplant. Ziel ist es, bei 120 bis 130 Trainingskilometern in der Woche zu landen und in verschiedenen Trainingslagern ihre Leistung weiter aufzubauen - zunächst in Italien und im Herbst sogar in Kenia.

Gerade die Trainingslager stellen für die Mutter Gesa Krause allerdings eine organisatorische Herausforderung dar. Fährt die Tochter mit? Wer passt während des Trainings auf die Kleine auf? Wer zahlt die Extrakosten, die durch Flug oder Hotelzimmer für eine Betreuungsperson entstehen? Fragen, die sich die Hindernisläuferin vorher nie gestellt hat, tauchen plötzlich auf und müssen gelöst werden.

Mama und Sportlerin: Organisatorische Herausforderung

Aber auch die Organisation des Trainingsalltags mit dem Kind ist eine große Herausforderung für die kleine Familie. Einige Einheiten auf dem Crosstrainer oder dem Laufband kann Gesa Krause zwar zu Hause absolvieren, aber wenn sie mit ihrer Trainingsgruppe in Frankfurt auf der Bahn trainiert, muss eine Betreuung für die Tochter bereit sein. Da ihr Partner ebenfalls arbeitet, springen meistens die Großeltern ein. Das weiß die Sportlerin sehr zu schätzen: "Bei uns ist es so, dass sehr viel Eigeninitiative dahinter steht. Ich muss mit meinem Partner und mit meiner Familie das einfach optimal organisieren, damit wir beide einen Vollzeitjob wahrnehmen können und gleichzeitig viel Zeit mit unserem Kind verbringen können."

Strukturen für Mütter im Sport verbessern

Eine große Unterstützung wären dabei zukünftig sicherlich bessere Strukturen für Mütter im Spitzensport. Beispielsweise eine Kindertagesstätte am Olympiastützpunkt, geregelte Betreuungsmöglichkeiten während der Wettkämpfe oder dass man das Kind selbstverständlich mitnehmen kann, wenn ein Trainingslager ansteht. Die Wunschliste sei lang, sagt Gesa Krause. Für sie ist die Vereinbarkeit von Leistungssport und Familie momentan nur durch den Rückhalt ihres Partners Robert Blumentritt und der Familie möglich.

Olympia-Quali und noch mehr?

Auch bei dem Pressetermin in Trier ist übrigens ihr Partner mit dabei, er nimmt die Tochter auf den Arm, als sie aufwacht, damit Gesa Krause den Journalisten Rede und Antwort stehen kann. Es ist das neue Leben der Leichtathletin, die Mama-sein und Spitzensport vereinen muss auf dem Weg zu Olympia 2024.

Wer die ehrgeizige Gesa Krause erlebt, weiß, dass die Olympia-Qualifikation eigentlich nur das sportliche Minimalziel ist. Sie ist sich sicher, dass sie an ihre Leistungen von vor der Schwangerschaft anknüpfen kann. Und mit der Tochter auf der Tribüne ist vielleicht sogar ja auch mehr drin: "Natürlich sind die Träume noch da, noch viel schneller zu laufen und nach den Sternen zu greifen."

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Kira Rutkowski

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